PERU Mindestens 47 Tote bei Erdbeben

Rettungsmannschaften suchen nach einem schweren Erdbeben im Süden Perus nach Überlebenden. Am Samstag sind mindestens 47 Menschen ums Leben gekommen und mehrere hundert verletzt worden.

In den peruanischen Provinzen Arquipa, Moquegua und Tacna sowie in der angrenzenden chilenischen Provinz Arica entstand außerdem großer Sachschaden. In der Bevölkerung brach Panik aus. Die Rettungsarbeiten wurden durch schlechtes Wetter erschwert. Experten rechneten mit leichten Auswirkungen des Bebens bis nach Hawaii. Das Tsunami-Warnzentrum des Nationalen Wetterdienstes in Honolulu erwartete Veränderungen des Meeresspiegels, aber keine Flutwelle.

Nach Angaben der US-Erdbebenwarte in Colorado erreichte das Beben die außerordentlich hohe Magnitude von 7,9 auf der Richterskala. Das Geophysische Institut Perus gab diese aber nur mit 6,9 an. Das Epizentrum des Bebens lag nahe der Küstenstadt Ocana rund 900 Kilometer südlich von Lima. In der peruanischen Hauptstadt war das Beben zwar noch zu spüren, richtete aber keine Schäden an.

Von den Behörden bestätigt wurden bis Sonntagmorgen 15 Tote in Moquegua sowie acht Tote und zwei Vermisste in Arequipa. Unbestätigte Berichte sprachen von weiteren neun Toten in Tacna. Zusätzliche Opfer wurden unter eingestürzten Häusern befürchtet. Tausende Menschen weigerten sich aus Angst vor Nachbeben, in ihre Häuser zurückzukehren. Zunächst brachen in der Unglücksregion auch Stromversorgung und Telefonverbindungen zusammen.

Die Zahl der Verletzten wurde auf mehrere hundert geschätzt. Allein 167 waren es in der Stadt Arequipa, wo in einem Fußballstadion ein Tumult ausbrach. Noch weit vom Erdbebenherd entfernt, in Callao, dem Hafen von Lima, kam es am Samstag zu einer Panik, weil dort die Menschen glaubten, dass eine Flutwelle anrolle.

Erdbeben werden in der Region oft von Seebeben, die solche Flutwellen auslösen, begleitet. Deshalb versuchten in Arica, der nördlichsten Stadt Chiles, viele Menschen, so schnell wie möglich die Hügel der Pazifikstadt zu erreichen. In der Hektik kam es zu mehreren Verkehrsunfällen. Das Beben in Arica löste auch Erdrutsche aus. Drei Menschen sollen verschüttet worden sein. Dem Beben war ein lautes unterirdisches Grollen vorausgegangen.

Perus Präsident Valentin Paniagua versuchte noch am Samstag, in die Katastrophenregion zu gelangen. Sein Flugzeug musste aber nach 20 Minuten wegen schlechten Wetters umkehren. Paniaguas designierter Nachfolger, Alejandro Toledo, sagte eine geplante Auslandsreise ab.

Erdbeben sind in der Pazifikregion Nord-, Mittel- und Südamerikas sehr häufig. Ursache ist das Aufeinandertreffen mehrerer Erdplatten. Anfang dieses Jahres waren in El Salvador bei zwei schweren Erdbeben rund 1150 Menschen umgekommen.

Hintergrund

Mit der Richterskala kann die Erdbebenstärke mit Hilfe von Instrumenten objektiv beurteilt werden. Dabei gilt der angegebene Wert - die Magnitude - als Maß für die Bodenbewegung. Jeder Punkt auf der Skala bedeutet etwa eine Verzehnfachung der Stärke des Erdbebens. Der Energiegehalt eines Bebens steigt dagegen etwa um das 30fache von Magnitude zu Magnitude.

Es gelten folgende Kriterien für die Richterskala:

Stärke 1-2: Nur durch Instrumente nachweisbar.

Stärke 3: Selten nahe dem Bebenherd zu spüren.

Stärke 4-5: Im Umkreis von 30 Kilometern um das Bebenzentrum spürbar mit leichten Schäden.

Stärke 6: Mäßiges Beben, Todesopfer und schwere Schäden in dicht besiedelten Regionen.

Stärke 7: Starkes Beben, das zu Katastrophen führen kann.

Stärke 8: Großbeben.

Es ist bislang kein Erdbeben der Stärke neun gemessen worden. Die manchmal verwendete Mercalli- und die Medvedev-Sponheuer-Karnik Skala fußen nicht auf messbaren Größen, sondern auf fühlbaren und sichtbaren Folgen eines Bebens.

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