Der russische Präsident Wladimir Putin wird sich nach Einschätzung des Militärexperten Carlo Masala nicht mit der Ausdehnung seines Machtbereiches auf den Donbass, die Krim und eine Landverbindung dazwischen zufrieden geben. Masala sagte am Dienstag im stern-Podcast "Ukraine – die Lage", es gehe um "die Kontrolle von viel, viel mehr Territorium". Putin strebe die Vergrößerung des russischen Machtbereichs an. "Da reicht der Donbass alleine nicht aus", betonte der Politikprofessor der Bundeswehruniversität München.
Putins Ziele: Moldawien, "möglicherweise Georgien" sowie die gesamte Ukraine
Konkret nannte er Moldawien, "möglicherweise Georgien" sowie die gesamte Ukraine als Ziele der russischen Führung. Masala sieht durchaus Chancen für einen Waffenstillstand nach einer Einnahme des Donbass durch Russland – jeder Stopp des Krieges, der Putin Landgewinne bringt, würde aber nur eine Pause bedeuten und nicht das Ende der russischen Ambitionen.
Mit Blick auf die baltischen Staaten – die der Nato angehören – erwartet Masala eine andere Strategie Russlands: "Um im Baltikum seine Ziele zu erreichen, muss er gar nicht militärisch vorgehen. Es reicht die hybride Kriegsführung, um die drei relativ kleinen Staaten zu destabilisieren." Gemeint sind damit Aktionen und Maßnahmen unterhalb der Schwelle eines offenen und eindeutigen Krieges.

Dr. Carlo Masala ist Professor für Internationale Politik an der Bundeswehruniversität München.
Masala verwies darauf, dass die russischen Truppen gegenüber ihren Gegnern in der Ostukraine zur Zeit klare Vorteile haben. "Die Russen haben eine weit überlegene Feuerkraft", sagte er. "Dem hat die Ukraine nur relativ wenig entgegenzusetzen." Es sei aber nicht so, dass die Ukraine bereits verloren habe. Er sprach sich erneut für zügige Waffenlieferungen des Westens zur Verteidigung gegen die russischen Invasoren aus.