Pressestimmen zum Atomstreit "Teherans Zickzackkurs"

Der Iran drückt im Atomstreit aufs Tempo. Schon heute will der Gottesstaat die Internationale Atombehörde in Wien darüber informieren, die umstrittene Urananreicherung auf 20 Prozent zu beginnen. Das berichtet die Nachrichtenagentur IRNA. Die internationale Presse kommentiert:

Zum Atomstreit mit dem Iran schreibt die Wiener Zeitung "Die Presse":

"Die Berichterstattung über den Konflikt um Irans Atomprogramm gehört zu den frustrierendsten Jobs: 2002 flog das geheime Atomprogramm auf, seither fand man viele Hinweise, dass Iran an der Atombombe arbeitet, es gab Resolutionen und UN-Sanktionen und dazu die wöchentliche Kriegsdrohung Israels oder der USA für den Fall, dass Iran seine Aktivitäten fortsetzt.

Dann Teherans Zickzackkurs: Hier eine Andeutung, die Anreicherung zu stoppen oder im Ausland zu machen, tags darauf deren Rücknahme. (...) Die Geduld des Westens sei vorbei, tönt darauf der ja so mächtige deutsche Außenminister - nun, das hat man vor drei, vier Jahren schon gehört. (...) Dennoch: Ahmadinejads Mannen führen das nukleare Spiel so verbissen, dass sie signalisieren, dass es um mehr geht als nur die Produktion von Atomstrom für Glühbirnen. Es spricht zu viel gegen sie: Sie wollen zumindest technisch soweit sein, im Ernstfall eine Bombe innerhalb von Tagen bauen zu können."

Die konservative Pariser Zeitung "Le Figaro" kommentiert:

"Die jüngsten Erklärungen des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad bestätigen den Willen des Iran, die internationale Gemeinschaft herauszufordern und dürften zu einer neuen Krise mit Teheran führen. Die Ankündigung des Präsidenten, hochangereichertes Uran zu produzieren dürfte die Diskussion im UN-Sicherheitsrat über Sanktionen gegen das Land beschleunigen. Allerdings dürften Wirtschaftssanktionen kaum ein taugliches Mittel sein, um ein Regime wie das in Teheran zum Umdenken zu veranlassen. Allerdings bleibt der internationalen Gemeinschaft kaum eine glaubwürdige Alternative. Sie kann nicht bloßer Zuschauer bleiben. Angebracht wären Maßnahmen, die nicht den Iranern schaden, sondern die Verantwortlichen der Unterdrückung treffen, die auch die Herren des Atomprogramms sind."

Die britische linksliberale Zeitung "Independent" fordert am Montag Geduld mit Iran:

"Der Stand der Verhandlungen zwischen der internationalen Gemeinschaft und Iran ist zweifellos deprimierend. Doch man sollte nicht so weit gehen zu behaupten, dass die diplomatischen Bemühungen um eine Kontrolle des Atomprogramms Teherans insgesamt gescheitert sind. Amerikanische Geheimdienste arbeiten an einer aktualisierten Einschätzung des iranischen Atomprogramms. Strafaktionen gegen das Land wären wenig sinnvoll, solange die Ergebnisse dieser Studie nicht bekanntgemacht werden. (US-Präsident) Obama hat bis jetzt ein bewundernswertes Maß an Geduld im Umgang mit der iranischen Atomangelegenheit gezeigt. Trotz lauter werdender Rufe nach einem deutlicheren Konfrontationskurs sollte er diese Linie beibehalten."

DPA
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