Prozess um Terroranschlag Mumbai-Attentäter benennt Drahtzieher

Überraschendes Geständnis: Der einzige überlebende Beteiligte an den Anschlägen in der indischen Stadt Mumbai hat vor Gericht ausgepackt. Er gestand nicht nur, dass er an den Attentaten mit mehr als 160 Toten beteiligt war - er nannte auch Details und die Namen von Drahtziehern.

Der einzige überlebende mutmaßliche Attentäter der Terroranschläge von Mumbai hat vor einem Gericht in der westindischen Finanzmetropole überraschend seine Mittäterschaft zugegeben. Staatsanwalt Ujwal Nikam erklärte am Montag, der 21-jährige Pakistaner Ajmal Amir Kasab habe detailliert über den Verlauf der Terroraktion Auskunft gegeben, bei der Ende November mehr als 160 Menschen ums Leben gekommen waren. Zudem habe er seine Komplizen sowie die Drahtzieher des Angriffs benannt, darunter mehrere Anführer der aus Pakistan heraus operierenden Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba. Im Falle eines Schuldspruchs droht dem Angeklagten die Todesstrafe.

"Wir waren überrascht, dass Kasab so unvermittelt seine Schuld eingestanden hat", sagte Staatsanwalt Nikam. Damit hätten die Ermittler nicht mehr gerechnet, da Kasab seit seiner Festnahme am 26. November stets seine Unschuld beteuert habe. Der pakistanische Verteidigungsminister Chaudhry Ahmed Mukhtar bezweifelte dagegen die Glaubwürdigkeit der Aussagen Kasabs. "Es ist ein Geständnis, kein Beweis", so Mukhtar gegenüber dem indischen Sender CNN-IBN.

Der Prozess gegen den Pakistaner hatte am 15. April unter massiven Sicherheitsvorkehrungen begonnen. Für die Verhandlung war in einem Hochsicherheitsgefängnis in Mumbai extra ein bombensicherer Gerichtssaal errichtet worden. Nach Ansicht der indischen Staatsanwaltschaft war Kasab Teil der zehnköpfigen Extremistengruppe, die über drei Tage hinweg Geiseln genommen und unter anderem zwei Luxushotels besetzt gehalten hatte. Die Polizei hatte eine 11.000 Seiten umfassende Anklageschrift gegen Kasab und 37 weitere Verdächtige erstellt.

Indische Regierung beschuldigt Pakistan

Indien macht die islamistische Terrororganisation Lashkar-e-Taiba für die Anschläge verantwortlich. Sie soll in den 80er Jahren vom pakistanischen Geheimdienst gegründet worden sein, um gegen die indische Herrschaft im geteilten Kaschmir zu kämpfen. Im Februar räumte die pakistanische Regierung erstmals ein, dass die Anschläge von Mumbai teilweise in Pakistan geplant wurden.

Die Anschläge hatten die Beziehungen zwischen Indien und Pakistan schwer belastet. Die US-Regierung musste sich einschalten, um die Spannungen zu entschärfen. Inzwischen nähern sich die südasiatischen Atommächte jedoch wieder an. Erst am Donnerstag bekannten sich beide Regierungen in einer gemeinsamen Erklärung dazu, dass "Dialog der einzige Weg nach vorne ist". Zudem verständigten sie sich darauf, Maßnahmen gegen Terrorismus künftig getrennt von Friedensgesprächen zu behandeln, die Indien nach den Angriffen auf Eis gelegt hatte.

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