Verschwörungsmythen blühen besonders in unsicheren Zeiten, wie der Corona-Pandemie, auf. In den USA gilt der QAnon-Kult, der sich auch in Deutschland verbreitet, als hochgefährlich. Seine Anhänger:innen sind der Überzeugung, dass führende US-Demokrat:innen Satan anbeten und systematisch Kinder missbrauchen, töten und deren Blut trinken. Ex-US-Präsident Donald Trump hingegen wird von der Gruppe als Heilsbringer angesehen, der die bösartigen Machenschaften der Elite aufdeckt.
Diese kruden Verschwörungsmythen gewinnen bei US-Republikaner:innen und Menschen, die Nachrichten von rechten Medien konsumieren, zunehmend an Einfluss, wie eine am Freitag veröffentlichte Umfrage des "Public Religion Research Institute" und der "Interfaith Youth Core"-NGO zeigt.
"Worte von denen ich nie gedacht hätte, dass ich sie schreiben würde"
Laut der Studie glauben 15 Prozent der US-Amerikaner:innen, dass das Land von "satananbetenden Pädophilen" kontrolliert werde, eine Grundidee des QAnon-Kults. Zudem seien sie der Überzeugung, dass "Patrioten möglicherweise auf Gewalt zurückgreifen müssen", um die Pädophilen zu stürzen und die rechtmäßige Ordnung der USA wiederherzustellen. Rund 20 Prozent der Befragten gaben an, davon auszugehen, dass ein Sturm von biblischem Ausmaße die bösen Eliten bald wegfegen und "die rechtmäßigen Führer wiederherstellen" werde. "Das sind Worte von denen ich nie gedacht hätte, dass ich sie in einer Umfrage schreiben würde oder muss, aber hier sind wir", sagte Robby Jones, der Gründer von PRRI in einem Interview mit der "New York Times".
Die Forscher stellten fest, dass 14 Prozent der US-Amerikaner:innen in die Kategorie der "QAnon-Gläubigen" fallen, die sich aus denjenigen zusammensetzt, die den Aussagen in allen drei Fragen zugestimmt haben. Unter Republikaner:innen ist das rund jeder vierte; bei den Unabhängigen Wähler:innen zwölf und bei den Demokrat:innen sieben Prozent.
In eine weitere Kategorie wurden die "QAnon-Zweifler" aufgenommen, die mit den kruden Aussagen "größtenteils nicht einverstanden" waren, diese jedoch nicht komplett ablehnten. Hierzu zählten weitere 55 Prozent der Republikaner:innen, was zeigt, dass nur jeder fünfte die Prämissen der QAnon-Verschwörungsmythen vollständig ablehnte. Im Gegensatz dazu lehnten unter den Demokrat:innen 58 Prozent QAnon-Ideen strikt ab.
QAnon-Glaube so groß wie manche Religionen
PRRI-Gründer Jones sagte, er sei schockiert über die Verbreitung der "QAnon-Gläubigen". Deren Anteil übersteige diejenigen, die an die demokratischen Grundprinzipien der Vereinigten Staaten glauben. "Das sind mehr als 30 Millionen Menschen", so Jones. "Wenn man QAnon als Religion betrachtet, wäre diese so groß, wie alle weißen evangelikalen Protestanten oder alle weißen Hauptprotestanten."
Die Umfrage lasse auch auf einen Zusammenhang zwischen dem Glaube an QAnon-Ideen und der Überzeugung, dass bewaffnete Konflikte notwendig seien, schließen. "Es ist eine Sache, zu sagen, dass die meisten Amerikaner über diese ausgefallenen Ideen lachen, aber wenn man bedenkt, dass diese Überzeugungen mit einer Art apokalyptischem Denken und Gewalt verbunden sind, wird es etwas ganz anderes", sagte Jones.
Das PRRI fand zudem eine starke Korrelation zwischen den konsumierten Nachrichtenmedien und dem Glaube an QAnon. Unter den Teilnehmer:innen, die angaben am meisten rechtsextremen Nachrichtenagenturen wie "One America News Network" und "Newsmax" zu vertrauen, qualifizierten sich zwei von fünf als vollwertige "QAnon-Gläubige". Damit unterscheiden sie sich stark vom Rest des Landes – und selbst von Fans des konservativen US-Senders Fox News. Unter den Befragten, die Fox News anderen Quellen vorzogen, glaubten 18 Prozent an QAnon-Ideen.
Quellen: "New York Times", "Public Religion Research Institute"