Der Konvoi des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad ist nach Angaben aus seinem Büro Ziel eines Anschlags geworden: Auf die Autokolonne sei am Mittwoch ein selbst gebauter Sprengsatz geworfen worden, sagte ein Vertreter des Präsidialamts der Nachrichtenagentur Reuters. Ahmadinedschad sei nichts passiert, andere Menschen seien bei dem Angriff im westlichen Hamadan jedoch verletzt worden.
Die staatliche iranische Nachrichtenagentur Irna dementierte allerdings, dass es einen Anschlag gegeben habe. Ein "aufgeregter junger Mann aus Hamadan zündete einen Feuerwerkskörper, um zu zeigen, wie glücklich er war", hieß es in dem Bericht. In der Menge sei es zu keinen Störungen gekommen. Der Präsident sei herzlich empfangen worden.
"Einige ausländische Medien haben versucht, dieses Ereignis für ihre Absichten auszunutzen", schrieb Irna weiter, ohne den Vorwurf zu erläutern. Ähnlich äußerte sich Irans stellvertretender Polizeichef Ahmadresa Radan. Die Berichte über einen Anschlag seien "eine große Lüge", wurde er von der halbamtlichen Agentur Fars zitiert.
Aus Ahmadinedschads Büro war hingegen zu vernehmen, der Sprengsatz sei am Morgen in der Nähe eines Minibusses explodiert, in dem sich Journalisten befanden, die den Präsidenten vom Flughafen zu einem Sportstadion begleiteten. Ahmadinedschads Fahrzeug sei nicht zu Schaden gekommen. Eine Person sei festgenommen worden. Die Ermittlungen dauerten an, um herauszufinden, wer hinter dem Angriff stecke.
Der Fernsehsender Al Arabija mit Sitz in Dubai hatte zuvor berichtet, auf Ahmadinedschads Konvoi sei eine Bombe geworfen worden. Fars meldete anfänglich, ein Mann habe eine selbst gebaute Granate geworfen. In einer später geänderten Version des Berichts hieß es jedoch wie in der Irna-Meldung, ein Mann habe einen Feuerwerkskörper gezündet, weil er so begeistert gewesen sei, den Präsidenten zu sehen. Der englischsprachige staatliche Sender Press TV dementierte, dass es einen Angriff gegeben habe. Ahmadinedschad erwähnte einen Anschlag bei seiner live aus der Arena von Hamadan im Fernsehen übertragenen Rede nicht. Es ging ihm offensichtlich gut.
Ahmadinedschad hat sich im Laufe seiner Präsidentschaft zahlreiche Gegner und Feinde im In- und Ausland gemacht. Für die iranische Opposition ist er spätestens ein rotes Tuch seit seinem massiven Vorgehen gegen Demonstranten, die im vergangenen Jahr in Scharen auf die Straße gegangen waren, um gegen seine umstrittene Wiederwahl zu protestieren. Dutzende Menschen wurden getötet, Tausende festgenommen. Seine reformorientierten Gegenkandidaten, Mirhossein Mussawi und Mehdi Karubi, sind weiter aktiv. Im Ausland sorgte Ahmadinedschad unter anderem mit Israel-feindlichen Reden für Eklats. Am Montag sagte er, er gehe davon aus, dass Israel ihn ermorden lassen wolle.
Angesichts verschärfter internationaler Sanktionen sieht sich Ahmadinedschad zudem mit ökonomischen Schwierigkeiten konfrontiert, die die Bevölkerung des weltweit fünftgrößten Ölexporteurs inzwischen erheblich zu spüren bekommen und die für entsprechende Unzufriedenheit im Land sorgen. Die Strafmaßnahmen wurden verhängt, weil der Iran im Verdacht steht, heimlich nach Nuklearwaffen zu streben. Die Führung in Teheran weist dies zurück und hat wiederholt erklärt, es gehe ihr lediglich um eine zivile Nutzung der Atomenergie. Auf den entstandenen Druck reagierte sie mit Vorwürfen, der Westen habe sich gegen die Islamische Republik verschworen. Gegner im Innern werden beschuldigt, vom Ausland unterstützt zu werden.
Die Gegend rund um Hamadan gelte allerdings als politisch stabil ohne nennenswerte ethnische oder lokale Spannungen, sagte der Iran-Experte Baqer Moin. Der Vorfall zeige aber offensichtlich, dass im Iran eben nicht wie allgemein angenommen alles unter Kontrolle sei, schätzte der in London lebende iranische Oppositionelle Mehrdad Chonsari die Ereignisse vom Mittwoch ein. "Das passierte in der Provinz, wo er eigentlich beliebter sein soll. Wenn er die Leute dort gegen sich aufbringt, ist das nicht gut", sagte der Sicherheitsexperte Theodore Karasik vom Dubaier Inegma-Institut. "Jetzt gehen die Konservativen auf ihn los wegen der Wirtschaft und der Lage, in der sich der Iran wegen der vierten Welle der Sanktionen befindet."