Razzien in Lhasa China schottet Tibet ab

Der Konflikt in Tibet spitzt sich weiter zu. Bei Razzien in der Hauptstadt Lhasa haben chinesische Sicherheitskräfte offenbar Hunderte von Tibetern festgenommen. Die chinesische Regierung verhängte mittlerweile ein Einreiseverbot für Touristen. Alle Ausländer wurden aufgefordert, das Hochland zu verlassen.

Die chinesischen Sicherheitskräfte haben bei Razzien in der tibetischen Hauptstadt Lhasa nach exiltibetischen Angaben Hunderte von Tibetern festgenommen. Wie das exiltibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie (TCHRD) am Montag aus Indien berichtete, gibt es solche Razzien seit Sonntag. Die Sicherheitskräfte gingen von Haus zu Haus und nähmen alle verdächtigen Tibeter, insbesondere junge Leute fest. Dabei würden die Tibeter auch geschlagen. Es seien bereits alle früheren politischen Häftlinge aufgegriffen und wieder in Haft genommen worden.

Schüsse aus Demonstranten

Die Proteste hatten am Wochenende von Lhasa auch auf andere Orte sowie auf Klöster in anderen Regionen des alten tibetischen Territoriums in den angrenzenden Provinzen Gansu, Sichuan und Qinghai übergegriffen. Nach einer Demonstration in Aba (Ngaba) in Sichuan seien acht Tote in das Ngaba Kirti Kloster gebracht worden, berichtete das TCHRD-Zentrum. Bewaffnete Sicherheitskräfte hätten "wahllos in die friedlich protestierenden Tibeter geschossen".

Auch in der Provinz Gansu sei es zu weiteren Protesten gekommen, wie erst am Montag bekannt wurde. Rund 500 tibetische Studenten an der North Western Nationality University in der Provinzhauptstadt Lanzhou hätten auf dem Universitätsgelände demonstriert und Flugblätter verteilt, berichtete das exiltibetische Zentrum. Sicherheitskräfte seien gegen die Demonstranten vorgegangen und hielten 300 von ihnen auf dem Gelände fest.

Von Zwischenfällen berichtete die Organisation auch aus zwei Orten im Kreis Maqu in Gansu. 1500 Tibeter hätten am Sonntag in der Kreisstadt Maqu für Unabhängigkeit demonstriert und ein Auto in Brand gesetzt. In Nyurla zerstörten 250 Tibeter die Türen von Amtsstuben, holten die chinesische Nationalfahne ein und hissten dafür die tibetische Flagge. Paramilitärische Polizei sei auf Lastwagen in die Gegend gebracht worden, um Proteste zu unterbinden.

Chinesen riegeln die Region ab

Die Behörden haben unterdessen alle Ausländer zum Verlassen des Hochlands aufgefordert. Unter Hinweis auf die angespannte Sicherheitslage werden auch keine ausländischen Touristen mehr in die Region gelassen. Nach Angaben des tibetischen Regierungschefs Qiangba Puncog sind bei den Ausschreitungen 13 Menschen ums Leben gekommen. Die Opfer seien niedergestochen worden oder verbrannt.

Der Regierungschef bestritt auf einer Pressekonferenz in Peking exiltibetische Angaben, dass 90 Menschen ums Leben gekommen seien. Bei dem Einsatz gegen die tibetischen Demonstranten seien 61 Polizisten verletzt worden, davon sechs schwer. Unklar blieb, wie viele Tote es auf Seiten der tibetischen Demonstranten gegeben hat.

Ausdrücklich hob der Regierungschef hervor, dass Sicherheitskräfte nicht auf Demonstranten geschossen hätten. Alle Gewalt sei von tibetischen Unruhestiftern ausgegangen. Er sprach von einer "Verschwörung" heimischer und ausländischer Unabhängigkeitskräfte. Auch sei nicht die Armee eingesetzt worden, sagte der Regierungschef. Es habe sich um Polizei und paramilitärische Kräfte der sogenannten Bewaffneten Polizei (Wujing) gehandelt. Die Soldaten der Volksbefreiungsarmee seien am Samstag eingetroffen, um beim Aufräumen zu helfen.

DPA
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