Korruption Razzia im Präsidentenpalast: Bringt eine Rolex die Staatschefin Perus zu Fall?

Dina Boluarte
Die Präsidentin Perus Dina Boluarte steht auf teure Uhren – das bringt ihr jetzt mächtig Ärger ein
© Reuters
Die Präsidentin Perus, Dina Boluarte, hat einen Faible für luxuriöse Uhren und teuren Schmuck – und sie trägt ihn stolz zur Schau. Genau diese Eitelkeit könnte der Politikerin nun ihr Amt kosten.

Politiker und ihre Uhren, das ist so eine Sache. Annalena Baerbock erntete erst Anfang des Jahres einen Shitstorm, weil man ihr unterstellte, eine unangemessen teure Cartier-Uhr am Handgelenk zu tragen. Viel Lärm um nichts, denn tatsächlich handelte es sich um ein günstiges Casio-Modell. Nun hat eine weitere Politikerin mit ihrer Uhrenwahl für Unmut gesorgt, die peruanische Präsidentin Dina Boluarte. Im Gegensatz zu Baerbock hat die tatsächlich eine Vorliebe für luxuriöse Uhren und teures Geschmeide – und das könnte der Präsidentin nun zum Verhängnis werden. Der Vorwurf: Korruption. Hat sich die Politikerin unrechtmäßig bereichert und Vermögenswerte nicht korrekt angegeben? 

Die Causa Boluarte nahm Mitte März ihren Anfang, nachdem eine Nachrichtenseite darüber berichtet hatte, dass die Präsidentin seit ihrem Amtseintritt 2022 eine verdächtig große Uhrensammlung aufgebaut habe. Lokale Nachrichtenagenturen berichteten daraufhin von drei verschiedenen Rolex-Uhren, die sie getragen haben soll, sowie einem Cartier-Armband, das allein schon einen Wert von 50.000 Dollar habe. Außerdem seien bereits vor dem Amtsantritt etwa 300.000 Dollar auf ihren Privatkonten eingegangen. Woher das Geld stammt, ist nicht bekannt.

Korruptionsverdacht: Dina Boluarte verweigert die Auskunft

Das machte die Staatsanwaltschaft hellhörig. Sie vermutet nun, dass Boluarte gegen das Gesetz der unrechtmäßigen Bereicherung verstoßen habe. Außerdem wirft sie der Präsidentin vor, Vermögenswerte nicht rechtmäßig deklariert zu haben. Gewählte Amtsträger der peruanischen Regierung müssen Vermögenswerte ab einem Wert von etwa 2800 Dollar angeben. Auch alle Geschenke von Dritten müssen genannt werden. Dass in Peru gegen Präsidenten wegen Korruption ermittelt wird, ist eher die Regel als die Ausnahme – bis auf einen noch lebenden Ex-Präsidenten des Landes traf es alle.

Boluarte selbst bestreitet, sich strafbar gemacht zu haben. Alles, was sie besitze, habe sie sich erarbeitet, gab sie laut "New York Times" an. Und: "Es ist in meiner DNA festgelegt, nicht korrupt zu sein." Das Problem: Boluarte verdient als Präsidentin etwas mehr als 4000 Dollar im Monat, als Ministerin verdiente sie zuvor etwa das Doppelte, wie die "New York Times" berichtet. Dazu kommen Erklärungen anderer, die dubios anmuten. So Wohnungsbauministerin Hania Pérez de Cuéllar vermutete etwa, dass es sich bei einer der kritisierten Rolex-Uhren, um eine Fälschung handele. Der Anwalt Boluartes brachte einen anonymen Fan aufs Tableau, der Boluarte die Uhr geschenkt habe.

Zukunft der Präsidentin Perus wackelt

Eigentlich hätte Dina Boluarte in der vergangenen Woche bei der Staatsanwaltschaft vorstellig werden sollen, um die drei Rolex-Uhren, die sie bei öffentlichen Veranstaltungen getragen haben soll, vorzuzeigen. Dabei sollte auch geklärt werden, wie sie in den Besitz der teuren Uhren gekommen ist. Aber Boluarte kam nicht. Zudem hatte sie sich geweigert, Staatsanwälte mit einem Durchsuchungsbeschluss in ihr Haus zu lassen.

Am Wochenende kamen Polizei und Staatsanwaltschaft nun mit einem Rammbock und durchsuchten das Haus Boluartes und den Präsidentenpalast. Eine Durchsuchung, die der Justizminister Eduardo Arana als "verfassungswidrig" bezeichnete. Er sprach von einem Versuch der Destablisierung der Regierung. Die wirtschaftliche Lage in Peru gilt als angespannt und Boluarte ist wenig beliebt. Wie die "New York Times" berichtet, ergab eine Umfrage zu Beginn des Jahres, dass sie lediglich auf eine Zustimmungsrate von neun Prozent kommt. Außerdem wird gegen sie wegen "Völkermords, schwerer Tötung und schwerer Körperverletzung" ermittelt. Infolge ihres Amtsantritts war es zu Unruhen gekommen, bei denen mehr als 50 Menschen ums Leben kamen. Experten vermuten, dass die Rolex-Affäre nun die Präsidentin zu Fall bringen könnte. Der Versuch, ein Amtsenthebungsverfahren in die Wege zu leiten, ist im Kongress jedenfalls gescheitert.