Allianz für Umweltschutz Der "amazonische Traum": Brasilien, Kolumbien und Co. sagen Regenwaldabholzung den Kampf an

Staats- und Regierungschefs südamerikanischer Länder posieren für ein Gruppenbild während des Amazonas-Gipfels
Staats- und Regierungschefs südamerikanischer Länder posieren für ein Gruppenbild während des Amazonas-Gipfels im Hangar Convention Center in Belem, Brasilien. Auf dem Bild sind zu sehen: Kolumbiens Präsident Gustavo Petro (l-r), Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva, Boliviens Präsident Luis Arce, Perus Präsidentin Dina Boluarte und Venezuelas Vizepräsidentin Delcy Rodriguez
© Eraldo Peres / AP / DPA
Sehen Sie im Video: Kampf gegen Abholzung und Raubbau: Amazonas-Staaten gründen Umweltschutzallianz.




STORY: Auf einem Regenwaldgipfel in Brasilien haben acht Amazonas-Anrainerstaaten gemeinsame Maßnahmen zur Stärkung der regionalen Zusammenarbeit beschlossen. Ein gemeinsames Ziel zur Beendigung der Abholzung blieb jedoch aus. Stattdessen wurde am Dienstag in der brasilianischen Stadt Belém eine Erklärung verabschiedet, die eine Allianz im Kampf gegen die Waldzerstörung schafft, es aber den einzelnen Ländern überlässt, ihre individuellen Abholzungsziele zu verfolgen. Brasiliens Präsident Lula da Silva, der sich für bessere Umweltstandards einsetzt, wollte die Region bis 2030 hinter einem gemeinsamen Kampf gegen die Entwaldung vereinen. Neben der Abholzung kam es auch bei der Ölfrage zu Spannungen. Das Scheitern der acht Amazonasstaaten, sich auf ein Abkommen zum Schutz ihrer eigenen Wälder zu einigen, verdeutlicht die globalen Herausforderungen der Klimapolitik. An der Konferenz nahmen Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Peru, Ecuador, Guyana, Suriname und Venezuela teil.
Im Kampf gegen den Klimawandel kommt dem Amazonas eine Schlüsselrolle zu. Nach jahrzehntelangem Raubbau an der Natur wollen die Anrainerstaaten beim Umweltschutz nun enger zusammenarbeiten. Der Teufel liegt aber im Detail.

Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise wollen die Amazonas-Anrainerstaaten in Südamerika beim Umweltschutz künftig enger zusammenarbeiten. Erstmals seit 14 Jahren kamen die Staats- und Regierungschefs der Amazonasländer am Dienstag in Brasilien wieder zu einem Gipfeltreffen zusammen. "Es war nie dringender als jetzt, diese Zusammenarbeit wieder aufzunehmen und auszubauen", sagte der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva zu Beginn der Konferenz der Organisation der Kooperation im Amazonasgebiet (OTCA) in Belém.

Neben dem Gastgeber waren auch Kolumbiens Präsident Gustavo Petro, die peruanische Staatschefin Dina Boluarte, der bolivianische Präsident Luis Arce und Guyanas Premierminister Mark Phillips in die Amazonas-Metropole gekommen. 

Brasiliens Präsident Lula beschwört Einigkeit im Umweltschutz

Ziel des Treffens sei es, den Umweltschutz mit einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung und der Schaffung von Arbeitsplätzen in Einklang zu bringen, sagte Lula. "Ein Amazonasgebiet mit grüneren Städten, sauberer Luft, Flüssen ohne Quecksilber und gesundem Wald. Ein Amazonasgebiet mit Essen auf dem Tisch, menschenwürdiger Arbeit und öffentlichen Dienstleistungen, die allen zur Verfügung stehen. Ein Amazonasgebiet mit gesünderen Kindern, willkommenen Migranten, respektierten indigenen Völkern und hoffnungsvolleren jungen Menschen. Das ist unser amazonischer Traum."

Allerdings birgt Lulas Vorstellung von der wirtschaftlichen Entwicklung der Region auch Konfliktpotenzial. Umstritten ist vor allem die Ölförderung im Amazonasgebiet und in der Nähe der Amazonasmündung. Während der brasilianische Präsident der Förderung von Öl in der Region durchaus offen gegenübersteht, spricht sich der kolumbianische Staatschef Petro für eine Drosselung der Ausbeutung fossiler Brennstoffe aus.

Kritiker: Amazonas-Allianz setzt sich keine verbindlichen Ziele

Bei dem Amazonas-Gipfel wollten sich die Vertreter von Brasilien, Bolivien, Ecuador, Guyana, Kolumbien, Peru, Suriname und Venezuela außerdem auf eine gemeinsame Position für die UN-Klimakonferenz COP28 in Dubai Ende des Jahres einigen. In Belém findet 2025 dann die Weltklimakonferenz COP30 statt.

In der Abschlusserklärung von Belém wurde unter anderem die Gründung einer Amazonas-Allianz zur Bekämpfung der Abholzung, ein gemeinsames Luftverkehrskontrollsystem gegen das organisierte Verbrechen und eine bessere Zusammenarbeit im Bereich der Wissenschaft, Finanzen und Menschenrechte vereinbart. Kritiker bemängelten allerdings das Fehlen verbindlicher Ziele. "Der Gipfel hat die richtigen Themen angesprochen, aber nicht das geliefert, was die Gesellschaft, der Privatsektor und die Wissenschaft erwarten: eine Reihe konkreter kurz- und mittelfristiger Maßnahmen, die den Kurs ändern können", sagte Marcelo Furtado von der Koalition für Klima, Wälder und Landwirtschaft dem Nachrichtenportal G1.

Der Amazonas-Regenwald gilt als CO2-Speicher und hat eine wichtige Funktion im internationalen Kampf gegen den Klimawandel. Vor Beginn des Gipfels forderten Vertreter der indigenen Gemeinschaften einen besseren Schutz ihrer Landrechte und eine stärkere Beteiligung. "Das Amazonasgebiet ist die Heimat von Millionen Menschen, darunter indigene Völker, Bewohner der Flussufer und traditionelle Gemeinschaften", sagte Lula. "Unsere Regierung setzt sich für den Schutz der Umwelt ein und arbeitet mit anderen Ländern zusammen, um den illegalen Bergbau, den Drogenhandel und die Verschmutzung unserer Gewässer durch Quecksilber zu bekämpfen." 

Nach Bolsonaro: Brasilien geht gegen Abholzung und Brandrodung vor

Nachdem in der Amtszeit des rechten brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro (2019-2022) Abholzungen und Brandrodungen stark zugenommen hatten, kündigte Staatschef Lula bei seinem Amtsantritt Anfang des Jahres an, den Umwelt- und Klimaschutz wieder zu stärken. In jüngster Zeit ging die Polizei mit Großeinsätzen gegen Holzfäller, Farmer und illegale Goldsucher vor. In Belém bekräftigte Lula sein Versprechen, bis 2030 die Abholzung des Regenwaldes in Brasilien vollständig zu stoppen.

Zuletzt ging die Abholzung im brasilianischen Amazonasgebiet bereits deutlich zurück. Im Juli sank die Entwaldung nach vorläufigen Daten um 66 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im Zeitraum zwischen August 2022 und Juli 2023 wurde im brasilianischen Amazonasgebiet eine Fläche von 7952 Quadratkilometern abgeholzt. Das war der niedrigste Wert seit vier Jahren.

DPA
yks