Sankt Petersburg Wegen "versuchten Terrors" – sechs Jahre Haft für russischen Jugendlichen

Außenansicht eines Gefängnisses
Weil er noch minderjähirg ist, werde der Schüler zunächst in eine Erziehungslager verlegt. Mit 19 soll er dann in eine Strafkolonie verlegt werden (Symbolbild)
© Rüdiger Wölk / Imago Images
Verletzt wurde niemand, der Sachschaden war kaum nennenswert. Trotzdem soll ein 17-Jähriger Schüler in Russland sechs Jahre ins Straflager – weil er Molotow-Cocktails auf Militärgebäude warf.

Wegen versuchter Brandanschläge gegen Militäreinrichtungen ist ein 17 Jahre alter Schüler in Russland zu sechs Jahren Straflager verurteilt worden. 

Weil der Gymnasiast vor einigen Monaten aus Protest gegen Russlands Krieg in der Ukraine Molotow-Cocktails gegen die Gebäude von zwei Kreiswehrersatzämtern schmiss, befand das Gericht in der Ostsee-Metropole St. Petersburg ihn am Mittwoch des "versuchten Terrors" für schuldig.

"Wir werden langsam aufgefressen" – Mychajlo Podoljak über die Kriegsdauer und Russland als Gegner
"Wir werden langsam aufgefressen" – Mychajlo Podoljak über die Kriegsdauer und Russland als Gegner
© stern.de
"Wir werden langsam aufgefressen" – Mychajlo Podoljak über die Kriegsdauer und Russland als Gegner

Kaum Sachschaden, kein Brand – sechs Jahre Haft 

Wie die "Moscow Times" berichtet, sei der Jugendlicher zum Kriegsgegner geworden, nachdem sein Onkel im Krieg gefallen war. "Zu Beginn (des Krieges; Anm. d. Red.) war es mir egal, aber das ist dasselbe wie ihn zu unterstützen", habe er vor Gericht erklärt. Weil er noch minderjähirg ist, werde er zunächst in ein Erziehungslager verlegt. Mit 19 soll er dann in eine Strafkolonie verlegt werden. Dem "Kyiv Independent" zufolge sitzt er bereits seit neun Monaten in Untersuchungshaft.

Das harte Vorgehen der Justiz hatte zuvor bereits auch deshalb für Aufsehen gesorgt, weil der damals noch 16-jährige Jugendliche mit seinen Taten im Februar dieses Jahres kaum Schaden angerichtet hatte: In keinem der beiden Fälle brach in den Militäreinrichtungen ein Brand aus. Das Portal "Meduza" berichtete zudem unter Berufung auf die Mutter des Schülers, dass dieser an einer chronischen Lebererkrankung leide. Seine Inhaftierung käme "einem Todesurteil gleich". Eine Petition, den 17-Jährigen aus Gesundheitsgründen freizulassen, sammelte seit Oktober mehr als 3000 Unterschriften.

Gerichte in Russland verurteilten Kriegsgegner zu harten Strafen

Seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine im Februar 2022 waren dutzende Rekrutierungsbüros in Russland Ziel von Brandanschlägen.

Immer wieder verurteilen russische Gerichte Kriegsgegner zu teils drakonischen Haftstrafen. International gelten die meisten von ihnen als politische Gefangene.

DPA · AFP
yks

Mehr zum Thema