Putins Drohnen über Polen Trump spekuliert über russisches Versehen – Moskau und Minsk starten Militärmanöver

Donald Trump neben seinem Sondergesandten Steve Witkoff
Donald Trump neben seinem Sondergesandten Steve Witkoff: Die Drohnen könnten "ein Fehler gewesen sein"
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Kurz nach dem Drohnen-Vorfall in Polen startet Russland eine Militärübung: Beides weckt böse Erinnerungen an den Kriegsbeginn in der Ukraine. Nicht nur Polen ist besorgt.

US-Präsident Donald Trump hat sich zurückhaltend zum Eindringen russischer Drohnen in den polnischen Luftraum geäußert. Er schloss ein Versehen Moskaus nicht aus: "Es könnte ein Fehler gewesen sein", sagte Trump am Donnerstag zu Journalisten.

Seit seinem Amtsantritt im Januar wird Trump vorgeworfen, er zeige dem Angreifer Russland gegenüber zu viel Nachsicht und lasse sich von Kremlchef Wladimir Putin teils vorführen. Dass es sich beim Einflug der Drohnen wirklich um ein Versehen handelt, wird nach Prüfung des Vorfalls in Militärkreisen für unwahrscheinlich gehalten. Mindestens einer der Flugroboter flog nach Informationen aus Nato-Kreisen in Richtung des Verteilzentrums für die Ukraine-Militärhilfe am polnischen Flughafen Rzeszow.

In der Nacht zum Mittwoch waren mindestens 19 russische Drohnen teils hunderte Kilometer weit in den Luftraum des EU- und Nato-Lands Polen eingedrungen. Mindestens drei von ihnen wurden abgeschossen. Warschau und andere Nato-Länder, darunter auch Deutschland, verurteilten die Vorfälle als gezielte Provokation gegen das gesamte westliche Militärbündnis.

Neue Eskalation im Ukraine-Krieg

In Polen wird das Eindringen der russischen Drohnen auf Nato-Gebiet nicht nur als Akt der militärischen Aggression, sondern vor allem als Teil von Moskaus psychologischer Kriegsführung gewertet. Das Land grenzt an die Ukraine und verfolgt den Krieg in seiner unmittelbaren Nachbarschaft mit großer Sorge. Seit Kriegsbeginn haben Polen und die Nato-Staaten im Baltikum immer wieder Verletzungen ihres Luftraums durch russische Drohnen gemeldet. Nun haben die polnische Luftwaffe und andere Nato-Verbündete in Polen erstmals russische Drohnen dabei abgeschossen. Dadurch hat sich die Lage noch einmal zugespitzt. 

Man wolle "die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf diesen beispiellosen Angriff russischer Drohnen auf einen Mitgliedstaat nicht nur der UN, sondern auch der Europäischen Union und der Nato" lenken, sagte Polens Außenminister Radoslaw Sikorski in einem Radiointerview. Bei 19 Verletzungen des polnischen Luftraums durch Drohnen binnen sieben Stunden könne es sich nicht um einen Zufall handeln. "Dies ist ein militärischer und politischer Test nicht nur für Polen, sondern für die gesamte Nato", sagte Sikorski.

Deutschland will Polen nach Drohnen-Vorfall stärker unterstützen

Als Reaktion auf den Vorfall kündigte Deutschland an, die Überwachung des Luftraums über Polen zu verstärken. Die Zahl der eingesetzten Eurofighter-Flugzeuge werde von zwei auf vier verdoppelt, teilte das Bundesverteidigungsministerium mit. Ihr Einsatz werde außerdem bis Ende Dezember verlängert. Schon jetzt ist die Bundeswehr mit zwei in Rostock-Laage stationierten Eurofighter-Kampfjets über Polen im Einsatz.

Polen schränkte als Sicherheitsmaßnahme den Flugverkehr an der Ostgrenze des Landes ein, während Frankreich drei Rafale-Kampfjets für die Überwachung der Nato-Ostgrenze zur Verfügung stellen will. Außerdem beantragte die Regierung in Warschau wegen des Vorfalls eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats. Allerdings kann Russland dort wegen seines Veto-Rechts jegliche Entschlüsse zu seinen Lasten blockieren.

Russlands letzte Militärübung bereitete den Angriffskrieg auf die Ukraine vor

Unterdessen beginnen Russland und sein Verbündeter Belarus in unmittelbarer Nähe zu EU und Nato am Freitag ein strategisches Großmanöver. Besonders in Polen wird die bis zum 16. September laufende Militärübung Sapad 2025 (Westen 2025) mit Besorgnis verfolgt. Die Bundeswehr geht davon aus, dass an dem Manöver etwa 13.000 Soldaten in Belarus und weitere 30.000 auf russischem Gebiet beteiligt sein werden.

Die Regierung in Warschau ließ die Grenze zu Belarus für die Dauer des Militärmanövers dichtmachen, auch der grenznahe Luftraum ist gesperrt. Das russische Außenministerium warf dem Nachbarland deshalb "konfrontative Schritte" vor, die dazu dienten, die "weitere Eskalation der Spannungen im Zentrum Europas zu rechtfertigen". 

Gemeinsame Militärübungen der beiden Nachbarstaaten gibt es immer mal wieder. In der EU und Nato sind die Folgen der vorhergehenden Übung Sapad 2021 in schlechter Erinnerung geblieben: Diese nutzte Russland damals, um Waffen und schweres Gerät zur Vorbereitung seines Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022 zu verlegen. Die Regierung in Belarus kündigte zuletzt an, den Umfang des diesjährigen Manövers zu verringern und es von der Westgrenze ins Landesinnere zu verlegen, um Spannungen mit dem Westen zu verringern.

DPA · AFP
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