Schwere Vorwürfe aus Großbritannien "Die US-Behörden hätten davon wissen müssen"

Im Fall des verhinderten Flugzeugattentäters von Detroit kristallisieren sich weitere Ermittlungspannen heraus. Laut Aussage des britischen Innenministers hätten die US-Behörden wissen müssen, dass Faruk Abdulmutallab mit einem Einreiseverbot für Großbritannien belegt war. Die Opposition in den USA macht aus dem Fall ein Politikum.

Der verhinderte Flugzeugattentäter von Detroit, Umar Faruk Abdulmutallab, stand in Großbritannien auf einer Liste von Verdächtigen und war mit einem Einreiseverbot belegt. Der Nigerianer hatte im vergangenen Jahr einen Universitätsabschluss in Ingenieurwissenschaften und Finanzgeschäften in London gemacht. Anschließend wollte er an einem anderen Londoner Institut weiterstudieren. Doch die britischen Behörden verweigerten ihm die Wiedereinreise und setzten ihn auf eine Liste von Verdächtigen, wie Innenminister Alan Johnson am Montag erklärte.

Die Einrichtung, an der Abdulmutallab angeblich weiterstudieren wollte, kam den Behörden verdächtig vor. Seitdem konnte der Nigerianer Großbritannien nur als Transitland nutzen. Die US-Behörden hätten davon wissen müssen, dass der Mann in Großbritannien als Verdächtiger eingestuft worden sei, sagte Johnson der BBC in London.

Attentäter bezahlte Ticket in bar

Derzeit suchen Ermittler nach Gesinnungsgenossen und möglichen Komplizen des Täters in Großbritannien. Die Sicherheitsbehörden glauben, dass der 23-jährige Nigerianer während seines dreijährigen Studiums in London Kontakte zu anderen Extremisten aufgenommen haben könnte. Demnach bestehe auch der Verdacht, dass der Nigerianer seine Terrorattacke ursprünglich von Großbritannien aus starten wollte, was wegen eines verweigerten Visums dann aber nicht möglich gewesen sei.

Wie sich jetzt herausgestellt hat, hat Abdulmutallab sein Ticket für den Flug von Lagos über Amsterdam nach Detroit acht Tage vor Weihnachten in Ghana gekauft. Der Flugschein sei von einem Schalter der niederländischen Airline KLM aus der ghanaischen Hauptstadt Accra gekommen, teilte die nigerianische Flugaufsichtsbehörde am Montag mit. Der Mann habe die 2831 Dollar für den Flug in bar bezahlt.

Republikaner kritisieren Obamas Krisenmanagement

In den USA haben unterdessen die oppositionellen Republikaner die Sicherheitsstandards bei Flugreisen und das Krisen-Management der Regierung kritisiert. Es sei "erstaunlich", dass trotz Warnhinweisen jemand wie Abdulmutallab ein Flugzeug in Richtung USA besteigen konnte, sagte der republikanische Minderheitsführer Mitch McConnell dem Sender ABC. Sein Parteikollege Peter King kündigte eine Untersuchung des Kongresses an, die klären soll, warum Abdulmutallab in die USA reisen durfte, obwohl sein Name auf einer Beobachtungsliste stand und sein Vater die Behörden gewarnt hatte. Das bisherige Sicherheitssystem funktioniere nicht, sagte King.

"Wir müssen uns der Realität stellen, dass wir in einer gefährlichen Welt leben, in der islamische Terroristen uns töten wollen", sagte der Republikaner King. Er forderte Obama auf, sich wegen des Vorfalls persönlich an die US-Bürger zu wenden. "In den letzten fast 48 Stunden hätte jemand zum amerikanischen Volk sprechen und die Welt wissen lassen müssen, dass wir mit der Sache fertig werden", kritisierte King.

US-Präsident Barack Obama rief indes dazu auf, das Thema aus parteipolitischem Streit herauszuhalten. Er weilt mit seiner Familie derzeit in den Weihnachtsferien auf Hawaii und hat sich bisher lediglich über seine Sprecher geäußert. "Der Präsident ist der festen Überzeugung, dass die Angelegenheit eine überparteiliche ist", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs, dem Sender NBC. "Wir müssen (...) die Einheit wiederfinden, die wir nach dem 11. September hatten", sagte Bill Burton, ein weiterer Sprecher Obamas, auf Hawaii.

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DPA/AP/AFP