"Wer liebt Milosevic mehr", die serbischen Gerichte oder die Parlamentarier? Das fragte besorgt ein Zuhörer des Belgrader Senders B92 am Freitag mit Blick auf die von ihm als "skandalös" empfundene Entscheidung des Obersten Gerichts, dem früheren Staatschef seine unrechtmäßig gekaufte Luxusvilla zurückzugeben. Und mit Blick auf die Parlamentarier, die in diesen Tagen über eine Resolution "gegen die Verfolgung von Milosevic und seiner Familie" entscheiden sollen.
"Alles ist wie früher, nur Milosevic fehlt"
Mehr als fünf Jahre nach der Entmachtung von Milosevic und den Wahlsiegen demokratischer Parteien scheint in Serbien offenbar die Zeit für dessen Rehabilitierung gekommen. Von den alten Bundesgenossen des früheren Präsidenten, der sich vor dem Haager UN-Kriegsverbrechertribunal verantworten muss, hängt auch das Schicksal der vor einem Jahr gewählten national-konservativen Regierung von Vojislav Kostunica ab. Ohne deren Unterstützung im Parlament könnte Kostunica nicht regieren. "Alles ist wie früher, nur Milosevic fehlt", hört man oft.
Und nun hat auch die von der Regierung "abhängige" Justiz (Ex-Justizminister Vladan Batic) politische Urteile zu Gunsten von Milosevic und dessen Familie gefällt. Zuerst hat Milosevic seine schlossartige Villa im Belgrader Nobelviertel Dedinje zurückbekommen. Er hatte das Anwesen im Frühjahr 1999, nur zwei Tage vor Beginn der Nato-Luftangriffe, für umgerechnet knapp 1000 Euro vom Staat gekauft. Vor zwei Jahren hatte ein Gericht geurteilt, der Kauf sei unrechtmäßig gewesen, weil der wirkliche Wert der Immobilie mehr als 100 Mal höher lag.
<zwitii>Milosevic-Ehefrau in Russland "verschollen" Gleichzeitig stockt ein Prozess gegen die Ehefrau von Milosevic, Mira Markovic. Ihr wird vorgeworfen, unbefugt staatliche Wohnungen an ihre Mitarbeiter verteilt zu haben. Markovic hat am 23. Februar 2003 ganz legal Serbien in Richtung Russland verlassen und gilt seitdem als "verschollen". Russische Behörden haben auf serbisches Ersuchen nach einer Auslieferung nicht reagiert. Deren Stromrechnung im Haus der Familie im Geburtsort Pozarevac beträgt inzwischen umgerechnet 4500 Euro. "Bei jedem anderen wäre der Strom längst gesperrt worden, mit Zahlungsaufforderung!", meinen Beobachter.
Auch der Milosevic-Sohn, Marko, der auf der Interpol-Webseite steckbrieflich gesucht wird, soll sich irgendwo im weiten Russland aufhalten. Er pendele von dort in die Dominikanische Republik und zurück, berichteten unlängst Belgrader Medien. Der jüngste Spross der Familie wird wegen Nötigung und illegaler Freiheitsberaubung gesucht. Auch die Tochter Marija wartet auf eine Revision eines Urteils wegen unkontrollierten Gebrauchs einer Schusswaffe während der Festnahme ihres Vaters in Belgrad am 1. April 2001.