Zwei Monate nach dem Sturz des Regimes von Saddam Hussein zeigt eine wachsende Zahl von Angriffen aus dem Hinterhalt, bei dem US-Soldaten und mehr noch Iraker getötet werden, dass der Militäreinsatz wieder gefährlicher wird. Bei Kämpfen zwischen einer US-Patrouille und einer Gruppe von mit Panzerfäusten bewaffneten Angreifern wurden am Freitag 27 Iraker getötet, wie das US-Zentralkommando berichtete.
Kein Wechsel in der Taktik
Doch von einer Wende in der irakischen Taktik will die US- Militärführung um General David McKiernan auch nach dem Abschuss eines Kampfhubschraubers am Vortag nichts wissen. Es sei Strategie der US-Armee, Widerstandsnester zu Angriffen zu bewegen, um sie dann mit tödlicher Gewalt auszuheben. Doch bei Temperaturen von bereits jetzt bis zu 47 Grad schwitzen die US-Soldaten unter ihren Helmen und Panzerwesten, während die Iraker sich in ihrer vertrauten Heimat bewegen.
Zahl der Attentate steigt
Auch McKiernan, der die Landstreitkräfte im Irak führt, räumt aber ein, dass die Angriffe ausgetüftelter werden. Westliche Sicherheitsexperten weisen zudem darauf hin, dass die Zahl der Attacken binnen zwei Wochen von täglich vier auf zuletzt mehr als 26 gestiegen ist. Mitte Mai hatte ein Anhänger der von der US- Zivilverwaltung verbotenen Baath-Partei erklärt: "Wir halten jetzt noch eine Weile still und wenn es dann im Sommer so richtig heiß wird, werden wir einen Guerillakrieg beginnen, der die Amerikaner zermürben wird."
Soldaten fast gefährdeter als im Krieg
Je mehr die US-Soldaten patrouillieren oder sich am Wiederaufbau des Gemeinwesens beteiligen, desto gefährdeter erscheinen sie. So haben Panzerfaust-Schützen vor kurzem an einem Müllsammelplatz in Bagdad einen US-Soldaten getötet und einen weiteren Amerikaner verletzt. Mehr als 180 US-Soldaten sind bei dem Einsatz im Irak schon umgekommen und der Tag rückt näher, an dem mehr Soldaten nach dem Sturz des Regimes als während der großen Offensiven getötet wurden.
Beginn des Guerilla-Krieges?
Das US-Militär geht davon aus, dass die Angreifer in kleinen Gruppen ohne zentrale Führung agieren, es aber auf lokaler Ebene eine Organisationsstruktur gibt. "Wir haben ausgetüfteltere Angriffe auf die Truppen der Koalition gesehen und auch wir werden unsere Taktik anpassen", sagt der General. Auf irakischer Seite kämpften Sondertruppen des Saddam-Regimes und seine Parteigänger - Leute die keine Zukunft im Irak haben, wie McKiernan es sagt. "Noch für eine ganze Zeit wird die Spirale so gehen: Aktion, Reaktion, Gegenaktion", sagt er.
Spirale der Gewalt wird sich weiter drehen
Doch wird auch in Bagdad daran gezweifelt, dass die US-Armee mit Provokationen den irakischen Widerstand ganz kontrolliert aus der Reserve locken und aufreiben kann. Amerikanische Offiziere haben US-Medien und Organisationen vor der akuten Gefahr eines spektakulären Anschlags in Bagdad gewarnt, der nach Geheimdienstinformationen vorbereitet wird. Wie im Mai in Saudi-Arabien könnten bewaffnete Kämpfer einer fahrenden Autobombe den Weg zu einer US-Basis oder einem Ausländerhotel freikämpfen und dort eine verheerende Menge Sprengstoff zünden.