Terrorabwehr Auch Deutsche setzten auf Gaddafis Geheimdienst

Die deutschen Sicherheitsdienste haben mit dem Regime von Muammar al Gaddafi zusammengearbeitet. Zweck der Kooperation mit Libyen: Terrorabwehr. Im Gegensatz zu CIA und MI-6 ist laut Ex-Geheimdienstkoordinater Bernd Schmidbauer eine Linie nie überschritten worden.

Deutsche Sicherheitsbehörden haben schon vor mehr als zehn Jahren vom libyschen Geheimdienst Informationen erhalten. Bernd Schmidbauer, von 1991 bis 1998 Staatsminister im Kanzleramt und Geheimdienstkoordinator, sagte der "Bild am Sonntag": "Es ging in erster Linie um Informationen für den Anti-Terror-Kampf und damit um die Sicherheitsinteressen von Deutschland. Der libysche Geheimdienst hatte Zugriff auf Quellen, die deutsche Dienste nicht hatten. Mithilfe dieser Informationen konnten wir terroristische Bedrohungen auf unser Land abwehren."

Gemeinsame Aktionen mit Libyen, die es bei den Geheimdiensten CIA und MI-6 offenbar gegeben hatte, hätten mit Deutschland jedoch nicht stattgefunden, sagte Schmidbauer. "Diese Linie haben wir nie überschritten", betonte der Geheimdienstkoordinator der Regierung von Helmut Kohl. Die internationale Ächtung von Machthaber Muammar al Gaddafi durch den Westen war erst 2003/2004 offiziell beendet worden.

Am Samstag war bekannt geworden, dass die Dienste der Amerikaner und Briten eng mit den Libyern kooperierten. Das ging aus Unterlagen, die im Büro von Ex-Außenminister Mussa Kussa gefunden wurden, hervor. Libyens neuer Gesandter in Deutschland, Ali Masednah al-Kothany, fordert jetzt Aufklärung über die Geheimdienstkooperationen westlicher Staaten mit dem Gaddafi-Regime. Al-Kothany sagte "Bild am Sonntag": "Nach der jahrzehntelangen Diktatur wird man vieles in Libyen aufklären müssen, dazu gehören auch die Kontakte des Regimes zu westlichen Geheimdiensten."

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ben/DPA