Die Amerikaner sprechen von einem "unglaublichen Triumph". Die Briten klopfen sich auf die Schulter. Nur die Russen schütteln den Kopf. Den inszenierten Schmuggel einer Boden-Luft-Rakete von Russland in die USA werten die Medien in Moskau als aufgebauschte Eigenwerbung in die Kritik geratener Geheimdienste. "Eine Seifenblase" schreibt die Zeitung "Kommersant" am Donnerstag. Die "Nesawissimaja Gaseta" bezeichnet den als berüchtigten Waffenhändler präsentierten Briten in US-Haft als ein Opfer, dem das "Abenteuer mit der Rakete Igla aufgeschwatzt" worden sei.
"Ausgerechnet vor dem zweiten Jahrestag"
In der Version der US-Berichte ist der festgenommene britische Staatsbürger ein einschlägig bekannter und im Umgang mit islamischen Terroristen beschlagener Krimineller. Der gebürtige Inder war gefasst worden, als er eine in Russland gekaufte Boden-Luft-Rakete vom Typ Igla in den USA verkaufen wollten. "Ausgerechnet vor dem zweiten Jahrestag der September-Anschläge", wundern sich die russischen Zeitungen. Geheimdienstmänner hatten nach US-Angaben sowohl den Verkauf der Waffe in Russland als auch den Ankauf in den USA inszeniert.
"Der britische Staatsbürger Hekmat Lakhani wurde ein zufälliges Opfer der drei größten Geheimdienste der Welt", schreibt "Kommersant". Niemand bezweifelt im größten Flächenstaat der Erde, dass Waffen aus russischer Produktion über gefälschte Exportlizenzen und weltweite Mafiaverbindungen in die Hände Unbefugter gelangen. Doch einfach so als Ausländer nach Russland einzureisen, um sich eine Präzisionswaffe zum Abschuss von Flugzeugen zu besorgen, gilt als ziemlich blödsinniges Unterfangen. Es sei viel einfacher und ungefährlicher, solche Waffen in politisch instabilen Ländern Afrikas oder Asiens zu kaufen, sagen Militärexperten.
Alles nur eine Inszenierung?
Die Zeitung "Moskowski Komsomolez" hegt einen Verdacht im Skandal um die russische Rakete. Alles sei von der US-Führung nur inszeniert worden, um auf die Terrorgefahren für Flugzeuge im eigenen Land aufmerksam zu machen. "Nun ist die Zustimmung des Kongresses für neue Anti-Raketen-Technik im Wert von 10 Milliarden Dollar nur noch eine Formsache", kommentiert die Boulevardzeitung am Donnerstag.