Geheimdienst-Einschätzungen Putin plant offenbar den Ukraine-Krieg bis in den Oktober

Wladimir Putin mit Kopfhörer. Er lässt seit Monaten die Ukraine angreifen
Wladimir Putin hat sich vermutlich gewünscht, dass er seine Ziele in der Ukraine schneller erreicht. Seine Planungen für den Krieg sollen bis weit in den Herbst reichen. Der Kreml-Chef wird am 7. Oktober 70 Jahre alt.
© Kay Nietfeld/ / Picture Alliance
Im Ukraine-Krieg kann Russland seine Ziele offenbar nicht schnell erreichen. Geheimdienstinformationen deuten auf eine Planung bis Oktober hin.

Dass der Ukraine-Krieg bald beendet werden könnte, glauben inzwischen wohl die wenigsten, vermutlich auch nicht Russlands Präsident Wladimir Putin. Das russische Militär selbst bereitet sich nach Einschätzung des ukrainischen Militärgeheimdienstes auf eine längere Dauer vor. Die Planung der russischen Streitkräfte sei für 120 weitere Tage bis Oktober 2022 verlängert worden, berichteten die Militärexperten des US-amerikanischen Institute for the Study of the War (ISW) am Samstag (Ortszeit) unter Berufung auf Informationen von Geheimdienst-Vizedirektor Wadym Skibizkij. Das russische Militär werde seine Pläne abhängig vom Erfolg im Donbas aber weiter anpassen, dies geschehe nahezu monatlich.

Kreml rechnet nicht mit schnellen Erfolgen in der Ukraine

Die Informationen deuteten nach Einschätzung des ISW darauf hin, dass der Kreml nicht daran glaubt, seine Ziele in der Ukraine schnell erreichen zu können. Es handele sich um einen Versuch des russischen Militärs, anfängliche Mängel der Offensive zu korrigieren.

Das ISW ist eine amerikanische Denkfabrik mit Hauptsitz in Washington und gilt als gemeinnützige Organisation. Ziel des Instituts ist, Informationen über laufende bewaffnete Konflikte und Militäroperationen bereitzustellen. Seit Februar liefert das Institut, das unter anderem durch Industrieunternehmen finanziert wird, täglich Berichte über den Krieg in der Ukraine.

Geheimdienst-Vizedirektor Skibizkij schätzt den Informationen zufolge außerdem, dass die russischen Streitkräfte über weitere 40 Kampfbataillone verfügten. 103 Bataillone seien bereits in der Ukraine. Nach Ansicht der Experten vom ISW ist es aber angesichts des Personalmangels an der Front unwahrscheinlich, dass das russische Militär einen so großen Teil seiner Streitkräfte in Reserve halte. Es handele sich möglicherweise um zusammengewürfelte Einheiten.

In der Ukraine gehen die Kämpfte indes unerbittlich weiter. Die russische Armee zerstörte am Wochenende nach eigenen Angaben im Westen des Landes ein Depot, in dem aus dem Westen gelieferte Waffen gelagert gewesen sein sollen. Die "große Lagerstätte mit Panzerabwehrraketen, tragbaren Luftabwehrsystemen und Granaten" nahe der Stadt Tschortkiw sei mit Kalibr-Marschflugkörpern angegriffen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Sonntag mit. Die Ukraine meldete 22 Verletzte durch den russischen Angriff in Tschortkiw.

DPA
anb