Vor dem Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Anchorage, Alaska, am Freitag hat der Politologe Christian Mölling vor zu viel Optimismus gewarnt.
"Wir wissen nicht, welche Triggerpunkte Putin in den vergangenen Gesprächen gegenüber Trump genutzt hat, um ihn von seiner Sicht zu überzeugen", sagte Mölling, Senior Advisor beim Brüsseler Thinktank "European Policy Centre", im stern-Podcast "Die Lage – International". "Das ist wirklich eine gefährliche Situation."
Trump habe in der Vergangenheit bewiesen, dass er völlig zusammenhangslos seine Meinung wieder ändern könne: "Das bleibt das Risiko, das nicht nur über diesem Treffen, sondern auch über der weiteren Entwicklung schwebt."
Dieses Ergebnis wäre fatal
"Das gefährlichste Ergebnis wäre, wenn Trump wieder auf die alte Leier zurückgeht, dass Selenskyj im Grunde nicht verhandlungsbereit ist und die Russen bereit sind, alles zu geben", sagte Mölling. Dies könnte dazu führen, dass die amerikanische Regierung ihre Hilfen für die Ukraine infrage stelle oder Trump Putins Forderung nach ukrainischen Gebietsabtretungen übernehme.
"Die russische Linie ist ganz klar: Die Ukrainer müssen als Erstes aufgeben und dann überlegen wir, ob wir zu einem Waffenstillstand kommen oder sie komplett überfallen. Dem kann die Ukraine nicht zustimmen", sagte Mölling. "Wie Trump mit dieser Gemengelage umgeht, ist die entscheidende Frage."
Merz machte vor Alaska-Gipfel gute Figur
Der deutsche Kanzler Friedrich Merz habe im Vorfeld zwar eine gute Figur gemacht. Er habe "auf der einen Seite offensichtlich das Ohr des amerikanischen Präsidenten" und "auf der anderen Seite offensichtlich das Vertrauen des ukrainischen Präsidenten und vieler anderer Europäer".
"Das ändert nichts daran, dass die Europäer nicht mit dabei sein werden und die Ukrainer auch nicht", so das Fazit von Mölling. In Europa dürfe man sich deshalb keine Illusionen machen. "Die Idee, man sitze da virtuell mit am Tisch", sei falsch.