US-Präsident Donald Trump will, dass sein Land neue Atomtests durchführt – erstmals seit mehr als 30 Jahren. Die Testprogramme anderer Länder machten das nötig, hatte der US-Präsident unmittelbar vor seinem Treffen mit Chinas Staatschef Xi Jinping in einem Post auf seiner Plattform "Truth Social" geschrieben.
Sicherheitsexperte Christian Mölling sieht in Trumps Ankündigung vor allem eine Reaktion auf die jüngsten Aktivitäten Russlands. Moskau will kürzlich sowohl eine Interkontinentalrakete als auch eine neuartige Unterwasserdrohne erfolgreich getestet haben, beide angeblich nuklear angetrieben. "Trump will Putin zeigen, dass auch er ein starker Mann ist", sagt Mölling, Senior Advisor beim Brüsseler Think-Tank European Policy Center, in der neuesten Ausgabe des stern-Podcasts "Die Lage – International".
Mit seiner Atomtest-Ankündigung betrete der US-Präsident extrem sensibles Gelände. "Hier geht es nicht nur um den Status starker Männer. Das Nuklearwaffengeschäft ist eine Frage militärisch-strategischer Kalkulation", so Politologe Mölling. "Das ist wirklich höllisch gefährlich."
Andere Staaten könnten sich durch Trumps Pläne ermutigt fühlen, ihrerseits Atomtests durchzuführen – und zwar gerade solche, die bisher keine Atomwaffen besitzen. "Mehr Akteure und neue Akteure bedeuten auch ein größeres Risiko für Fehlkalkulationen. Damit sind Sie automatisch im Vorhof zur Hölle."
Bereitet Trump einen Krieg gegen Venezuela vor?
Die USA seien unter Trump auf dem Weg zurück in eine lang überwunden geglaubte Außen- und Sicherheitspolitik, erklärt Mölling. Das zeige auch die aktuelle Entsendung des weltgrößten Flugzeugträgers, der USS Gerald R. Ford, vor die Küste Venezuelas. Dort und im östlichen Pazifik hat die US-Marine in den vergangenen Wochen immer wieder angeblich in den Drogenschmuggel verwickelte Schiffe angegriffen und versenkt.
Nach Möllings Einschätzung stellt Donald Trump damit vor allem die eigene Ruchlosigkeit unter Beweis. "Rechtlich gesehen sind das nicht legale Exekutionen", sagt Mölling. Gleichzeitig sei der Nutzen fraglich, weil die südamerikanischen Kartelle solche Verluste auf dem Transportweg einkalkuliert hätten.
An eine bevorstehende Invasion in Venezuela mit US-Bodentruppen glaubt Experte Mölling nicht. Wahrscheinlicher seien US-Luftschläge gegen das Regime von Machthaber Nicolas Maduro. Mit vor allem einem Zweck: Trumps Image im eigenen Land aufzupolieren. Neueste Umfragen in den USA sehen dessen Beliebtheit nach neun Monaten im Amt auf einem historischen Tiefpunkt.