"Ukraine – die Lage" Sicherheitsexperte Mölling für Getreidelieferungen gegen Russlands Willen

Ein ukrainischer Bauer drischt Weizen auf seinem Feld
Die Ukraine ist eine der größten Exporteure für Weizen
© Efrem Lukatsky / AP / DPA
Nach dem Stopp des Getreideabkommens durch Russland spricht sich der Sicherheitsexperte Christian Mölling dafür aus, die Getreideexporte der Ukraine über das Schwarze Meer möglichst auch ohne Zustimmung Russlands fortzusetzen.

Der Sicherheitsexperte Christian Mölling hat sich dafür ausgesprochen, die Getreideexporte der Ukraine über das Schwarze Meer möglichst auch ohne Zustimmung Russlands fortzusetzen. Mölling lehnte es im stern-Podcast "Ukraine – die Lage" am Dienstag ab, dass der Westen jetzt auf die Forderungen aus Moskau zur Verlängerung des ausgelaufenen Getreideabkommens eingeht. "Wir haben ja noch andere Optionen, nämlich dass man möglicherweise versuchen kann, dass Korn weiter über das Meer auszuführen", sagte der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. "Das wird dann ein bisschen gefährlicher."

Es müsse geklärt werden, wer für den Schutz solcher Lieferungen infrage komme. Dies könne etwa die Türkei sein. Auch sei es vielleicht denkbar, die Lieferungen durch die Küstenregionen der Nato-Staaten Rumänien und Bulgarien zu führen. Selbst wenn er keine fertige Lösung habe, seien "noch nicht alle Möglichkeiten ausgereizt". Mölling verwies auch darauf, dass die ukrainischen Streitkräfte selbst – etwa mit Raketen – versuchen könnten, die russische Marine von ihren zentralen Häfen fernzuhalten. "Das Schwarze Meer gehört ja nicht Russland", sagte er.

Scheitern des Getreideabkommens führt zu "globaler Hungerkatastrophe"

Mölling warnte vor den Folgen eines Exportstopps. "Hier wird gerade eine globale Hungerkatastrophe ausgelöst, die zu massiven Flüchtlingsbewegungen führt", sagte er. "Beides sind Druckpunkte für den Westen." Wenn der Westen jetzt aber den russischen Forderungen nachgebe, die unter anderem die Lockerung bestimmter Sanktionen betreffen, würde er Russland ungewollt stärken. Es gehe um "Zugeständnisse, die letztendlich bedeuten, dass man vom Ziel der Unterstützung der Ukraine abrückt."

Er räumte ein, dass eine harte Haltung gegenüber den Forderungen Russlands in Teilen der Welt auf Kritik stoßen werde. "Wir müssen ganz klar sehen, dass wir den Kampf um das Narrativ – außerhalb unseres geliebten, kleinen Kontinents – in weiten Teilen verloren haben", sagte Mölling. Dies könne an einer geschickten Diplomatie Russlands liegen. Die Eliten etwa in Afrika hätten aber auch andere Gründe, Russland zu unterstützen. Das Land biete afrikanischen Staaten Unterstützung an, die von der Rohstoffförderung bis zur Unterdrückung der Bevölkerung im Land reiche.

mkb