Ukraine – die Lage Militärexperte Masala schließt "Demonstrationsschlag" mit Atomwaffe nicht aus

Russische Interkontinental-Raketensysteme des Typs Yars RS-24
Russische Interkontinental-Raketensysteme des Typs Yars RS-24. Der Militärexperte Carlo Masala schließt einen "Demonstrationsschlag" mit Atomwaffen im Ukraine-Krieg nicht aus.
© Dimitar DILKOFF / AFP
Kommt es im Ukraine-Krieg zur nuklearen Eskalation? Der Militärexperte Carlo Masala meint: "Sollte Putin militärisch mit dem Rücken immer mehr an der Wand stehen, dann ist es nicht auszuschließen, dass er noch zu anderen Mitteln greift", wie er im stern-Podcast "Ukraine – die Lage" erklärt. 

Wenn die russischen Truppen in den kommenden Wochen militärisch scheitern, könnte Präsident Wladimir Putin nach Einschätzung des Militärexperten Carlo Masala seine Entschlossenheit auch mit Hilfe einer taktischen Atomwaffe demonstrieren. Masala sagt im stern-Podcast "Ukraine – die Lage": "Sollte Putin militärisch mit dem Rücken immer mehr an der Wand stehen, dann ist es nicht auszuschließen, dass er noch zu anderen Mitteln greift." Noch sei dieses Szenario weit entfernt, betont er. Aber sollte es den Ukrainern gelingen, Territorien zurückzugewinnen und die Oberhand zu gewinnen, könne sich die Lage ändern.

Masala: Signale der russischen Führung widersprüchlich

"Dann reden wir möglicherweise auch von einem sogenannten Demonstrationsschlag, das heißt dem Einsatz einer taktischen Atomwaffe – nicht als Gefechtsfeldwaffe, sondern in großer Höhe – Experten sagen: über der Ostsee oder über dem Schwarzen Meer –, um letzten Endes die westlichen Gesellschaften davon abzuschrecken, die Unterstützung der Ukraine weiterhin aufrechtzuerhalten."

Masala sagt, die Signale der russischen Führung seien widersprüchlich, wobei nicht klar sei, ob dies beabsichtigt sei oder ein Hinweis auf interne Risse. Während Außenminister Sergei Lawrow sich zuversichtlich über den Abschluss einer Vereinbarung mit der Ukraine äußere, habe Putin eine Rede gehalten, die an Schärfe kaum zu übertreffen sei. Man habe den Eindruck, "dass er seine militärischen und politischen Ziele weiter mit aller Macht durchsetzen will". Putin brauche dringend ein Ergebnis, das sich innenpolitisch als Erfolg verkaufen lasse. "Ob das real so richtig ist oder nicht, ist egal, es geht um Propaganda", sagt der Politikprofessor von der Bundeswehruniversität München.

Prof. Dr. Carlo Masala, Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München
© Imago Images

Dr. Carlo Masala ist Professor für Internationale Politik an der Bundeswehruniversität München. 

"Diese Woche und die nächste Woche werden sehr zentral werden für die militärischen Entwicklungen", sagt Masala. "Es gibt durchaus ernst zunehmende Stimmen, die seit ein paar Tagen der ukrainischen Seite den Sieg zutrauen." Entscheidend werde sein, ob es den russischen Truppen gelinge, sich neu aufzustellen. Masala erwartet, dass der militärische Konflikt sich auf die Hauptstadt konzentriert. "Wir warten ja alle darauf, was in Kiew passiert." Dort gehe es auch um die Stellung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj: "Wenn Selenskij ein Präsident ist, der auf einem Haufen Schutt und Asche sitzt, dann ist das aus Putins Sicht eine maximale Demütigung dieses Mannes."

rw