Nach Einschätzung des Militärexperten Carlo Masala ist die Ukraine auf die Lieferung von Kampf- und Schützenpanzern angewiesen, um die russische Armee aus dem Land zu drängen. Masala erklärt im stern-Podcast "Ukraine – die Lage" vom Dienstag, "so wie die Ukrainer jetzt ausgerüstet sind, werden sie es nicht schaffen, im Donbass ihre Stellungen zu halten". Nach und nach würden die russischen Streitkräfte in der Lage sein, das gesamte Gebiet einzunehmen. Die jetzt von den USA in Aussicht gestellten Luftabwehrsysteme seien sehr wertvoll, um die Städte zu schützen. Aber sie eigneten sich eben nicht, um eine Gegenoffensive zu führen.
"Wenn es wirklich darum geht, jemanden zu besiegen, dann werden diese Sachen nicht ausreichen", meint der Politikprofessor der Bundeswehruniversität München. Die Lieferung von Kampfpanzern und Schützenpanzern sei aber noch immer mit einem Tabu belegt.
Carlo Masala: Interessenunterschiede zwischen Westen und Ukraine
Masala verweist auf Interessenunterschiede zwischen dem Westen und der Ukraine. "Die Ukraine will jede Stadt befreien, sie will auch die Krim befreien. Das ist nicht das Interesse, das die Nato-Staaten verfolgen." Natürlich seien auch die Nato-Staaten dafür, dass Russland die Krim räume. "Aber nur als Ergebnis eines Friedensschlusses, nicht als Ergebnis von Kampfhandlungen." Hintergrund sei die Sorge vor einer weiteren Eskalation des Konflikts.

Dr. Carlo Masala ist Professor für Internationale Politik an der Bundeswehruniversität München.