Der US-Untersuchungsausschuss zum 11. September hat dem Bundeskriminalamt FBI und Justizminister John Ashcroft zum Teil erhebliche Versäumnisse vor den Anschlägen von 2001 vorgeworfen. Ashcroft habe der Drogen- und Kriminalitätsbekämpfung weitaus mehr Bedeutung beigemessen als der Terrorismusabwehr, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Zwischenbericht des Gremiums. Dem FBI wurden unter anderem Mängel bei der Informationsbeschaffung und bürokratische Hemmnisse angelastet.
Der frühere FBI-Chef Louis Freeh, der am selben Tag vor dem Ausschuss aussagte, räumte Schwachstellen ein, führte sie aber im Wesentlichen auf einen Mangel an Geldmitteln und Personal zurück. Gemessen an den seiner Behörde seinerzeit zur Verfügung gestellten Geldern - nur dreieinhalb Prozent des gesamten US-Budgets zur Terrorabwehr - habe das FBI über ein "sehr effektives Programm" verfügt.
Mangelnden Informationsaustausch zwischen den Behörden
Als einen der Fehler vor den Anschlägen vom 11. September nannte Freeh, der von 1993 bis Juni 2001 an der Spitze des FBI stand, mangelnden Informationsaustausch zwischen den einzelnen an der Terrorabwehr beteiligten Behörden ein. Als Beispiel führte Freeh an, dass Informationen über die Überwachung von zwei Terroristen, die dann zu den Flugzeugentführern vom 11. September gehörten, nicht von der zuständigen Geheimdienststelle zum FBI gelangte.
Weitere Vernehmungen geplant
Mit der Anhörung von Freeh und der ebenfalls noch für Dienstag geplanten Vernehmung von Ashcroft leitete der vom Kongress eingesetzte Ausschuss eine neue Phase seiner Ermittlungen zur Klärung der Frage ein, ob die Anschläge hätten verhindert werden können. Im Mittelpunkt stehen dabei Justiz- und Strafverfolgungsbehörden sowie die Geheimdienste. So soll am Mittwoch CIA-Direktor George Tenet gehört werden. Der Ausschuss lastet den Stellen im Kern an, Hinweise auf mögliche Anschläge auf amerikanischem Boden nicht erkannt oder nicht verknüpft zu haben.
Bush will sich zu Vorwürfen äußern
US-Präsident George W. Bush hatte bereits vor dieser Serie von Anhörungen mitgeteilt, er erwäge eine Reform der Geheimdienste. In einer für Dienstagabend (Ortszeit) angesetzten Pressekonferenz wollte sich Bush insgesamt zu Vorwürfen äußern, er und seine Spitzenmitarbeiter hätten auf Warnungen vor dem 11. September unzureichend reagiert.
FBI war ungenügend vorbereitet
In dem am Dienstag veröffentlichten Zwischenbericht des Ausschusses hieß es unter anderem, das FBI sei ungenügend auf die neue Herausforderung durch die Terrororganisation El Kaida vorbereitet gewesen. So hätten vor dem 11. September nur rund sechs Prozent aller FBI-Agenten auf dem Gebiet der Terrorabwehr gearbeitet.
Die Behörde habe begrenzte Fähigkeiten bei der Sammlung von Informationen und deren Analyse gehabt und sei durch Vorschriften beim Informationsaustausch behindert gewesen. Ehemalige FBI-Agenten hätten beklagt, dass vor dem 11. September 2001 der "politische Willen" gefehlt habe, "der Terrorismusbekämpfung die nötigen Ressourcen zu widmen".
Ashcroft musste sich unter anderem auf Fragen danach einstellen, warum er wiederholt FBI-Forderungen nach mehr Geld für die Terrorabwehr ablehnte - so dem Ausschuss zufolge genau einen Tag vor den Anschlägen.