Es steht Aussage gegen Aussage: Wie die US-amerikanische Drohne nun wirklich in den Iran gelangte, welchem Zweck sie diente und wie sie in die Hände des Gottesstaates gekommen ist, darüber gehen die Versionen auseinander. Die Amerikaner behaupten, sie hätten das Fluggerät über dem Westen Afghanistans verloren. Die Iraner behaupten, den fliegenden Spion über eigenem Territorium vom Himmel geholt zu haben.
Dazu gibt es sogar zwei Versionen: Erst hieß es, die Drohne sei abgeschossen worden, dann, man habe sie elektronisch abgefangen. Wie auch immer, jedenfalls ist das Teil nun in iranischen Händen. Die blitzblankgeputzten Drohne wurde im iranischen Fernsehen stolz vorgezeigt. Und sie sah auch recht heil aus, wobei die Unterseite nicht zu sehen war.
"Wir wissen nicht genau, wann die Drohne gestartet ist, bis wann sie ungesteuert fliegen kann. Abgeschossen ist jedoch eher unwahrscheinlich, sonst würde sie nicht mehr so heil aussehen", sagte ein ausländischer Militärattaché in Teheran. Der Iran hatte zunächst behauptet, die Drohne abgeschossen zu haben, dann aber diese Aussage revidiert. "Nachdem die Drohne in den iranischen Luftraum gekommen ist, hat unsere Cyberabteilung sie in eine Falle gelockt und mit einem Minimum an Schäden landen lassen", sagte der Leiter der Raumfahrtabteilung der Revolutionsgarden, Amir-Ali Hadschisadeh.
Was sollte die Drohne ausspionieren?
Falls man der amerikanischen Seite glauben sollte, ist die Drohne in der Nähe der afghanischen Grenze abgestürzt. Daher könne der Iran sie nur gefunden haben. Laut Teheran aber wurde sie in der Nähe der Stadt Kaschmar im Ostiran ungefähr 200 Kilometer von der Grenze entfernt abgefangen. Das könnte bedeuten, dass die Revolutionsgarden die technologischen Mittel besitzen, feindliche Drohnen zu neutralisieren - mit Folgen für künftige Spionageeinsätze der USA.
Was genau sollte die Drohne ausspionieren? Die Rede ist von den iranischen Atomanlagen. Doch derartige Anlagen gibt es im Osten des Irans gar nicht. Die liegen in Zentraliran. Daher hätte die Drohne noch über tausend Kilometer fliegen müssen, um ihr Ziel zu erreichen - ein riskantes Unterfangen. Außerdem haben die USA schon Dokumente und Satellitenbilder, die auch die internationale Atomenergiebehörde und die Weltgemeinschaft davon überzeugt haben, dass der Iran an einer Atombombe arbeitet.
Für den Iran ist die Drohne ein gefundenes Fressen für Propaganda in eigener Sache. Das Staatsfernsehen prahlt damit, dass der Iran nun auch technologisch die Amerikaner besiegt habe. Das Land sei nicht nur in Besitz der Drohne, sondern habe auch Zugang zu Geheimdaten. "Unsere Experten sind sich sehr wohl bewusst, was für wertvolle Daten diese Drohne in sich hat", sagte General Hadschisadeh.
Was wird nun aus ihr?
Ob das stimmt, lässt sich nicht nachprüfen. Auf jeden Fall ist schon die Möglichkeit sehr peinlich für die Amerikaner. Aber ob die von der Drohne gesammelten Daten für Teheran interessant sind, ist fraglich. Wenn es um Taliban-Stützpunkte in Afghanistan geht, nützt dies dem Iran herzlich wenig.
Bleibt die Frage: Was wird jetzt aus der Drohne? "Da man mit dem Teil letztendlich nichts Großes anfangen kann, wäre es am klügsten, einen Deal auszuhandeln und dann als Zeichen des guten Willens das Teil einfach der afghanischen Regierung zurückzugeben", sagt ein Politologe in Teheran. Die Drohne könnte zudem wunderbar in den nächsten Atomverhandlungen eingesetzt werden. "Ein Einlenken der USA in den Atomverhandlungen wäre langfristig weitaus nützlicher für den Iran als die Drohne und ihre Daten", sagte der Politologe weiter.