US-Kongress Sprecher wusste wohl von Sex-Affäre

Der Skandal um die Sex-Botschaften weitet sich aus: Nun ist auch der Sprecher des US-Repräsentantenhauses, Dennis Hastert, in Bedrängnis geraten. Er soll seit langem von den Belästigungen gewusst haben.

In der Affäre um Sex-Botschaften eines republikanischen Abgeordneten an Minderjährige sind neue Fragen über die Verantwortung des Sprechers des Repräsentantenhauses aufgekommen. Zwar sprachen sich nach Präsident George W. Bush auch mehrere weitere Republikaner für den Verbleib von Dennis Hastert im Amt aus.

Ein hochrangiger Berater der Republikaner sagte jedoch, Hasterts Stabschef habe bereits vor drei Jahren von dem Verhalten des Abgeordneten Mark Foley erfahren und Hastert habe dies gewusst. Der Stabschef wies dies kategorisch zurück. Die Affäre stellt etwa vier Wochen vor den Kongresswahlen eine massive Belastung für die Republikaner da, die um ihre Mehrheit in beiden Kammern kämpfen.

Rücktritt gefordert

Foley hatte SMS und E-Mails mit sexuellen Inhalten an männliche Praktikanten des Kongress gesendet. Er trat am Freitag vor einer Woche zurück. Kritiker warfen Hastert darauf hin vor, nicht früh genug gehandelt zu haben und forderten seinen Rücktritt. Er hat beteuert, von dem Inhalt der Botschaften erst durch die jüngsten Medienberichte erfahren zu haben. Auch die Bundespolizei FBI und das Justizministerium beschäftigen sich inzwischen mit dem Fall.

Die Anführer von zwei Republikaner-Verbänden, der Abgeordnete Mike Pence aus Indiana und sein Kollege Joe Pitts aus Pennsylvania, stellten sich am Mittwoch in einer gemeinsamen Erklärung hinter Hastert. Der ehemalige Foley-Berater Kirk Fordham sagte dem Sender ABC News jedoch, Hasterts Stabschef Scott Palmer habe vor drei Jahren mit Foley über dessen Verhalten gesprochen. Hastert habe von diesem Gespräch gewusst. "Was Kirk Fordham gesagt hat, ist nicht passiert", erklärte Palmer dagegen.

Hastert könnte Posten nach der Wahl aufgeben

Aus republikanischen Beraterkreisen verlautete, Hastert könnte nach der Wahl am 7. November gezwungen werden, den Posten als Sprecher der Kammer aufgeben. "Im Moment sieht es so aus, als ob er seinen Job noch höchstens eineinhalb Monate behalten wird", sagte ein hochrangiger Berater, der namentlich nicht genannt werden wollte. Hastert könnte in der Zwischenzeit einige Berater entlassen.

Die Demokraten nutzen die Affäre, um den Republikanern vorzuwerfen, dass sie Parteipolitik über den Schutz der minderjährigen Praktikanten stellten. Bei der Kongresswahl werden das gesamte Repräsentantenhaus und ein Drittel des Senats neu bestimmt. In den USA werden die Sitze durch Direktwahl vergeben, nicht über Parteien. In Foleys Bezirk in Florida tritt für die Republikaner nun Joe Negron an. Da die Wahlzettel jedoch schon vorbereitet sind, werden die Wähler für ihn ein Kreuzchen bei Foleys Namen machen müssen.

Reuters
Thomas Ferraro/Reuters