Nach einem Bericht der "New York Times" über eine angebliche Affäre des republikanischen US-Präsidentschaftsanwärters John McCain hat dessen Wahlkampfteam der Tageszeitung den Kampf angesagt. Wahlkampfmanager Rick Davis nannte den Artikel einen "widerlichen, schmierigen Angriff" und rief die Anhänger des Senators in einer E-Mail dazu auf, Geld für einen Gegenangriff zu spenden. "Wir werden niemals die Reichweite eines Artikels auf der Titelseite der New York Times haben, aber mit Ihrer unmittelbaren Hilfe werden wir in der Lage sein, (...) unseren Kandidaten vor der liberalen Angriffsmaschine zu verteidigen", erklärte Davis. Die Zeitung wird vor allem von Bürgern mit liberalen Ansichten gelesen. McCain bemüht sich derzeit um konservative Wähler, die den Senator bislang als zu liberal einstufen.
"Ich habe sehr viele Freunde in Washington"
McCain selbst hatte die Vorwürfe gegen sich abgestritten und sie als eine Rufmord-Kampagne eingestuft. "Ich bin sehr enttäuscht über den Artikel der 'New York Times', er ist nicht wahr", sagte der Republikaner. Das Blatt hatte berichtet, dass der Senator während seiner ersten Präsidentschaftskampagne vor acht Jahren eine enge Beziehung zu einer Washingtoner Lobbyistin unterhalten habe. Mitarbeiter hätten aus Sorge um McCains Ansehen damals versucht, die Frau von ihm fernzuhalten.
Bei einer Pressekonferenz, an der auch seine Frau Cindy teilnahm, hatte der 71-jährige McCain sein Verhältnis zu der Lobbyistin Vicki Isemann als rein freundschaftlich charakterisiert. "Ich habe sehr viele Freunde in Washington", sagte er. Das letzte Mal sei er ihr "vor einigen Monaten" begegnet. Iseman habe keinerlei Einfluss auf seine gesetzgeberische Arbeit gehabt, versicherte der Senator. "Ich habe nichts getan, was das Vertrauen der Öffentlichkeit verraten hätte".
Cindy McCain hat Vertrauen in ihren Mann
McCains früherer Wahlkampfberater John Weaver hatte gegenüber der "Washington Post" allerdings bestätigt, dass er die Lobbyistin bei einem persönlichen Treffen Ende 1999 aufgefordert habe, Distanz zu dem Senator zu halten. Die Befürchtung sei gewesen, dass ein enges Verhältnis zu einer Lobbyistin McCains Ruf als unabhängiger Kämpfer gegen Lobbyinteressen beschädigen könnte. Die "New York Times" zitierte zwei frühere Mitarbeiter McCains: "Beide sagten, Herr McCain habe eingestanden, sich unangemessen verhalten zu haben."
Auf der Pressekonferenz ergriff auch McCains Frau Cindy das Wort. Sie habe Vertrauen in ihren Ehemann, der "ein Mann von großem Charakter" sei. McCain kritisierte, dass die "New York Times" ihre Angaben auf anonyme Quellen stütze. Die Zeitung habe seit Monaten immer wieder Fragen in der Angelegenheit an ihn gerichtet; er habe versucht, den Verdacht zu entkräften. Seinen Wahlkampf wolle er wie geplant fortsetzen: "Ich bin zuversichtlich, dass es weiter vorwärts geht und dass ich die Nominierung als Spitzenkandidat erhalte."