US-Regierung Obama laufen die Minister weg

Wieder einer weniger: Der Republikaner Judd Gregg hat seine Bewerbung für das Amt des US-Handelsministers überraschend zurückgezogen. Damit büßt Präsident Barack Obama bereits den vierten Minister-Kandidaten ein - diesmal wegen "unauflösbarer Konflikte".

Neue Personalnöte für Barack Obama: Der US-Präsident muss wieder nach einem Handelsminister suchen. Der von ihm für den Posten nominierte Republikaner Judd Gregg (61) hat am Donnerstag wegen grundlegender politischer Differenzen überraschend seine Kandidatur zurückgezogen. Dabei verwies er unter anderem auf Obamas Konjunkturprogramm, das voraussichtlich an diesem Freitag gegen den nahezu geschlossenen Widerstand der Republikaner verabschiedet wird.

Obama hatte zunächst den Gouverneur von New Mexico, Bill Richardson, für den Handelsminister-Posten nominiert. Der Demokrat hatte dann aber wegen laufender Ermittlungen in seinem Heimatstaat wegen möglicher Korruption bei der Vergabe von Regierungsgeschäften abgewinkt. Auch das Amt des Gesundheitsministers ist noch unbesetzt: Hier hatte der ursprünglich nominierte Ex-Senator Tom Daschle wegen eines Steuerskandals den Rückzug angetreten. Ebenfalls wegen Problemen mit dem Fiskus war auch die als "Etatpolizistin" im Weißen Haus vorgesehene Nancy Killefer ausgeschieden.

Wie aus Erklärungen des Weißen Hauses und Greggs hervorgeht, hatten Obama und der Senator vor der Nominierung über mögliche gegensätzliche Auffassungen gesprochen, aber das Konfliktpotenzial anscheinend unterschätzt. Nachdem klar geworden sei, dass Gregg einige der "Schlüsselprioritäten" des Präsidenten im Wirtschaftsbereich nicht mittragen werde, "wurde es nötig...dass sich die Wege trennen", hieß es in einer Mitteilung von Obamas Sprecher Robert Gibbs.

Gregg selbst äußerte vor Journalisten seine Wertschätzung für den Präsidenten und erklärte, dass er leider kein 100-prozentiger "Teamplayer" hätte sein können. In einem zuvor veröffentlichten Schreiben an Obama hieß es weiter, es sei ihm klar geworden, dass es in wichtigen Fragen große Differenzen gebe, die ihn in eine nicht zu lösende Konfliktsituation brächten. "Wir arbeiten in vielen kritischen Politikbereichen von verschiedenen Sichtweisen aus", erklärte Gregg, der nach Verteidigungsminister Robert Gates und Verkehrsminister Ray LaHood der dritte Republikaner in Obamas Kabinett gewesen wäre. Demnach gab es auch Differenzen in der Frage, wer die für 2010 anstehende Volkszählung in den USA ausrichten soll. Bisher war dies dem Sender CNN zufolge stets das Handelsministerium.

Gregg hatte sich an der jüngsten Senatsabstimmung über einen Konjunkturprogramm-Entwurf absichtlich nicht beteiligt, um nicht gegen den Kurs des Präsidenten stimmen zu müssen. Insgesamt hatten nur drei Republikaner mit den Demokraten für das Programm votiert. Eine ähnliche Konstellation wird in der kleineren Kongresskammer bei der bevorstehenden Schlussabstimmung über einen Kompromiss zwischen zwei verschiedenen Vorlagen des Senats und des Abgeordnetenhauses vermutlich am Freitag erwartet.

DPA
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