Jahrzehntelang hat gegolten, dass die US-Präsidenten nur in sehr begrenzten, klar definierten Szenarien bereit sind, Atomwaffen einzusetzen. Doch unter Donald Trump könnte es damit vorbei sein - zumindest, wenn sich das Pentagon durchsetzt. Denn die "New York Times" berichtet über ein neues Strategiepapier, das das US-Verteidigungsministerium Trump zur Bewilligung vorgelegen will. In diesem Papier sei vorgesehen, dass die USA auf eine Vielzahl von Angriffen mit Atomwaffen reagieren - darunter eben auch Angriffe auf das Stromnetz oder das Telekommunikationssystem der USA.
Auch, wenn in dem Papier Cyberangriffe nicht explizit genannt werden, schreibt die "New York Times": "Experten nannten eine Cyberattacke einen der effektivsten Wege, die Energieversorgung, Mobilfunknetze und die Serverstruktur des Internets ohne einen Atomschlag lahmzulegen."
Die "Huffington Post" hatte zuerst über das Strategiepapier berichtet und präsentiert auch Ausschnitte des "2018 Nuclear Posture Review Draft" online. Demnach fordert das Pentagon die Entwicklung neuer Atombomben, die eine geringere Sprengkraft haben sollen. Allerdings zitiert die "Huffington Post" Rüstungsexpertin Alexandra Bell vom "Center for Arms Control and Non-Proliferation" (dt.: "Zentrum für Waffenkontrolle und Nicht-Verbreitung von Kernwaffen"): "Wir haben bereits 4000 Atombomben in unseren Beständen. Sie reichen aus, um diese Welt viele Male zu zerstören." Sie könne sich kein Szenario vorstellen, in der US-Präsident mehr Atomwaffen brauche.
Pentagon zeichnet Bedrohungen für die USA nach
Das sieht man im Pentagon offenbar anders. In einem der in der "Huffington Post" gezeigten Ausschnitte aus dem Entwurf des Strategiepapiers zeichnen die Autoren ein finsteres Bild der Weltlage: "Während die USA fortfahren, die Anzahl und Sprengkraft ihrer Atomwaffen zu reduzieren, haben sich andere Staaten - darunter Russland und China - in die andere Richtung bewegt." Auch Nordkorea und den Iran nennt das Pentagon als Bedrohung für die USA.
Wie US-Präsident Donald Trump auf das Papier reagieren wird, ist noch nicht klar. Die endgültige Fassung soll ihm im Februar vorgelegt werden.
