USA Hollywood will sich abspalten

Hollywood gilt als Traumfabrik und als einzigartige Stadt - dabei ist Hollywood nur ein Teil von Los Angeles. Doch genau das soll sich jetzt ändern: durch Abspaltung.

Auf der ganzen Welt gäbe es keine solche Stadt, meint der Kalifornier Gene LaPietra. »Die Leute kommen hierher, um sich ihre Träume zu erfüllen.« Doch schon muss sich der Geschäftsmann berichtigen. Natürlich ist Hollywood keine richtige Stadt, sondern nur ein Teil von Los Angeles. Genau das will LaPietra ändern. Seit drei Jahren leitet der 55- Jährige die Bürgerinitiative »Hollywood VOTE«, die für die Abspaltung von Los Angeles kämpft.

Ganze »Sezessions«-Bewegung

Durch einen Volksentscheid bei den Landeswahlen im November könnte der Traum von LaPietra in Erfüllung gehen. Auch das riesige San Fernando Valley im Norden und ein Hafenviertel im Westen wurden von der »Sezessions«-Bewegung angesteckt und drängen auf eine eigene Stadtverwaltung. Orte wie Santa Monica, Beverly Hills und Bel Air, die häufig - aber fälschlicherweise - dem Moloch an der Westküste zugeordnet werden, haben es bereits vorgemacht. Der riesige rote Fleck auf der kalifornischen Landkarte, der gemeinhin als »Los Angeles« bezeichnet wird, ist längst eine Ansammlung von vielen Städten im Bezirk »Los Angeles County« geworden.

Wem gehört der Schriftzug?

Die mögliche Loslösung von Hollywood hat sich zu einem bitteren Streit gesteigert. Daran ist vor allem das Wahrzeichen der Traumfabrik schuld: Der überdimensionale »Hollywood«-Schriftzug in den Hügeln der Stadt. Sowohl die Stadtväter von Los Angeles als auch die Wortführer eines eigenständigen Hollywood wollen das von weitem sichtbare Symbol für sich behalten. Für LaPietra gibt es gar keinen Zweifel, dass die Buchstaben zu dem knapp 40 Quadratkilometer großen Areal einer zukünftigen »Stadt« Hollywood mit seinen 160.000 Einwohnern gehören wird. L.A. hätte das Schild und den Stadtteil über Jahrzehnte vernachlässigt. Überhaupt sei Hollywood zum Anziehungspunkt von Dealern und Prostituierten verkommen und das Schild wäre ohne private Spenden längst zerfallen.

Logo soll bei L.A. bleiben

Auch die Handelskammer von Hollywood, die das Wahrzeichen seit Jahrzehnten pflegt, hält den Stadtvätern eine schlampige Behandlung des berühmten Schriftzuges vor. Von der Trennungsangst gepackt, ergriff die Stadt Los Angeles jedoch kürzlich die Initiative und stellte einen Antrag, wonach das Logo in ihrem Besitz bleiben soll, falls sich Hollywood tatsächlich abspaltet.

Spenden für neue Buchstaben

Das weltbekannte Wahrzeichen der Filmstadt war 1923 als Werbegag einer Maklerfirma für Grundstücke in den unbewohnten Hügeln errichtet worden. Aus Telefonmasten, Stoff- und Holzresten wurden die Buchstaben »Hollywoodlands« zusammengezimmert und mit 4.000 Glühbirnen beleuchtet. In den späten 40er Jahren kippte zunächst das »H« um, der Rest neigte sich zur Seite und verrottete. Die Stadt, die das Grundstück unter dem Schild zwischenzeitlich erworben hatte, sah tatenlos zu. Erst 1978 griffen die Handelskammer von Hollywood und einige prominente Geldgeber ein. Playboy-Chef Hugh Hefner bezahlte ein neues »Y«, Schock-Rocker Alice Cooper spendete ein »O«.

Volksentscheid im Herbst

Der neue »Hollywood«-Schriftzug aus Stahl, Holz und Beton ist 217 Tonnen schwer. Jeder Buchstabe 13 Meter hoch und bis zu 12 Meter breit. Wenn Hollywood den Streit gewinnt, will die neue Stadt ihr Wahrzeichen bestens pflegen, versicherte LaPietra. Wir werden keine Mauer bauen, um Los Angeles den Blick zu versperren. Im Stadtteil Hollywood haben bereits 45.000 Einwohner die Petition unterschrieben und damit die Auflagen für einen Volksentscheid weit übertroffen. Ein staatliches Komitee, das den Abtrennungsprozess übersieht, will im Juni entscheiden, ob die Stadtteile im kommenden Herbst ihre Pläne den Wählern vorlegen dürfen.

Barbara Munker