Very British Der kleine Prinz und das Lächeln

Auf seiner ersten offiziellen Auslandsreise wurde Prinz William in Australien und Neuseeland begeistert empfangen. Für Erstaunen sorgten zwei Dinge: sein schütteres Haar und die Ähnlichkeit mit seiner Mutter Diana, Princess of Wales.

Prinz William trug ihn anlässlich der Eröffnung des obersten Gerichtshofes mit Würde, den traditionellen Kiwi-Umhang aus Federn des neuseeländischen Nationalvogels. Damit ist er nun offiziell aufgenommen in die lange Reihe der Mitglieder des britischen Königshauses, die sich mit ungewöhnlichen Kleidungsstücken in fernen Ländern fotografieren haben lassen müssen.

PR-Tour für das Königreich

Der Thronfolger des britischen Thronfolgers wurde von seiner Großmutter auf die Reise gen Neuseeland und Australien beordert. Königin Elizabeth II. wünschte, ihren Enkel auf seine zukünftige Rolle vorzubereiten. Er soll seinen Vater Prinz Charles unterstützen, wenn der einmal König geworden ist. Und dazu vertrat er seine Oma sechs Tage lang und beging Stadionbauten, fuhr mit Unterseebooten, besuchte Militäreinrichtungen und viele, extra für ihn organisierte Barbecue-Parties.

Vielleicht hat die Königin bei der Wahl ihres Vertreters auch ein bisschen an die wildentschlossenen Republikaner gedacht, die in Australien immerhin mehr als die Hälfte der Wähler ausmachen, und die lieber früher als später die Königin als fernes Oberhaupt ihrer Staaten abwählen wollen. Ein junger Prinz William könnte da überzeugender von einer sich erneuernden königlichen Familie zeugen als sein Vater, der viel von Klimawandel und drohender Öko-Katastrophe redet und viel hält von alten Traditionen.

"We love Willy"

Die enthusiastische Reaktion auf den jungen Royal hat den Planern dieses Aufenthaltes Recht gegeben. Republikanische Gegendemonstranten mussten zum Beispiel in der neuseeländischen Hauptstadt Wellington ihre Plakate schnell wieder einpacken. Gegen ein Meer von "We love Willy"-Schildern waren sie machtlos.

Anfängliches Entsetzen über die verschwindende Lockenpracht des Prinzen wich schnell nationen-übergreifender Entzücktheit. Dieses scheue Lächeln, dieser keusche Blick von unten herauf durch die langen Wimpern: Es war als sei mit ihrem Sohn Diana, Prinzessin zu Wales, wieder gekehrt. Und Diana gilt Down Under immer noch als Prototyp des Königlichen.

Und so wurde Prinz William von allen Seiten an seine Mutter erinnert. In Neuseeland hatte die Weberin Erenora Puketapu nicht nur den nach alten Regeln handgearbeiteten Feder-Umhang mitgebracht, sondern auch einen schwarz-weißen Schnappschuss aus dem Jahr 1983. Darauf war William zu sehen, neun Monate alt, mit Diana, Sommerhut auf dem Kopf, lächelnd. Prinz William bedankte sich herzlich und steckte das Bild in seiner Brusttasche. Er soll es nachher mehrfach wieder hervorgeholt und betrachtet haben.

Im Dienste seiner Mutter

Es ist nicht nur das Lächeln, das seinen Untertanen aufgefallen ist. William scheint auch die endlosen Stunden offizieller Besuche, Reden, Essen und Besichtigungen mit einer Leichtigkeit und inneren Freude zu absolvieren wie Diana. Es war ein schlecht gehütetes Geheimnis, dass sie stets die Sympathie aller Besucher auf sich zog, während Prinz Charles bei gemeinsam besuchten Veranstaltungen oft neben ihr wirkte, als habe er einen Stock verschluckt.

Wie seine Mutter zeigte auch William ein gutes Gespür für das, was ankommt. Kurz nach seiner Ankunft in Melbourne besuchte William ein Zentrum der Aborigines im sozialen Brennpunkt Redfern. "Niemand hat bisher danach gefragt, uns zu besuchen, schon gar kein weißer Mann", ließ der Anführer Michael Mundine verkünden. "Aber William hat das Herz seiner Mutter."

Tatsächlich schien William nicht müde zu werden vom Herzen kleiner Kinder, vom stundenlangen Händeschütteln und vom ewigen Smalltalk mit hunderten Gästen der vielen Veranstaltungen, die für ihn vorbereitet worden waren. Mit Jugendlichen in Sydney sprach er zum Beispiel über seine Musikvorlieben: "Ein bisschen Rock, ein bisschen Linkin' Park, ein bisschen Kanye West." Was den 16-jährigen Rapper Austin Anyimba zum Ausruf: "That's my man" veranlasste und den Prinzen wiederum zur Antwort: "Da scheine ich ja mal was richtig gesagt zu haben. Sonst werde ich wegen meiner Musikauswahl immer verarscht!" Worauf wiederum die mitgereisten Heerscharen der britischen Presse angesichts solch profaner Worte gemeinsam die Luft anhielten. Den Australiern dagegen gefiel's.

Kolumnisten nannten William sofort "eine mächtige Waffe des Königshauses", er soll den Angriff der Anti-Monarchisten wohl zumindest hinauszögern helfen. Doch die Untertanen der Königin sollten sich nicht zu früh freuen. Angesprochen auf seine Pläne für zukünftige Reisen, sagte William: "Ich würde da nichts überstürzen." Er habe bei seinem Kursus als Rettungs-Pilot der britischen Luftwaffe noch viel zu lernen.