WEBREPORTER »Gott sei Dank! Wir haben das feste Land erreicht...«

Welche Strapazen Emigranten vor 150 Jahren bei einer Atlantiküberfahrt auf sich nahmen, kann man hautnah in zeitgenössischen Aufzeichnungen erleben. Und wer nach Ahnen in den USA forscht, findet hier nützliche Hinweise.

Der Wind heult, die Wolken jagen. Gischt hoch über dem Schiff und Woge um Woge quer von Backbord. Schwer stampft die Schaluppe durch die Wellenberge, um im nächsten Augenblick wieder hart in die Täler zu krachen. Unter Deck in der Kajüte »ein Höllenlärm, als wären hundert Leute mit Brecheisen, Seilen, Äxten und sonstigen Instrumenten aufs Eifrigste bemüht, das Schiff kurz und klein zu schlagen«. Stürmische See, tückische See, hier vor dem - wie er nur kurz heißt - »Kanal«.

Mit jenem Kanal, »dem verdammten Loche«, ist in dem »Tagebuch eines Auswanderers« die Meerenge zwischen Dover und Calais gemeint. In den Aufzeichnungen von Heinrich Justus Francke aus Minden kann man hautnah erleben, welche Strapazen deutsche Emigranten vor mehr als 150 Jahren bei einer Atlantiküberquerung auf sich genommen haben, als noch keine Luxus-Liner griechischer Großreeder die Weltmeere kreuzten und Reisen ins »Land der Träume« auf der anderen Seite des Ozeans tatsächlich noch abenteuerlich waren. Wörtlich und ungekürzt sind die Erinnerungen Franckes auch online in einer Abschrift wiedergegeben. Ein liebenswertes Büchlein mit dem Blick für Details, das stellenweise auf geradezu komische Weise die Ereignisse an Bord einfängt und dem User Kurzweil auf der sechswöchigen Fahrt bis an den Oberlauf des Mississippi bietet.

Ein »empfindlich kalter Morgen« muss der 1. Dezember 1846 wohl gewesen sein, als der Anker des Dreimasters »Kolumbus« im Hafen von Bremen gelichtet wird. Ziel der Fahrt: Amerika, New Orleans. 1400 Seemeilen der Ungewissheit haben die Passagiere da noch vor sich, der damals 20-jährige Francke und die anderen 181 Auswanderungswilligen: »Katholiken, meist aus der Gegend von Osnabrück und Meppen, die man laut auf dem Zwischendeck beten hört.« Etwas anderes aber finden die Pioniere schon bald neben sich, und das im Überfluss, denn: »...die Seekrankheit verlangte ungestüm mehr. Ich fing also an, von der Galle zum besten zu geben, aber auch der Vorrat war zu bald erschöpft.«

Ahnenforschung im Web

Wer Lücken in seinem Stammbaum aufweist und nachforschen will, ob im Laufe der Jahrhunderte Vorfahren nach Amerika ausgewandert sind, findet im Internet reichlich Anlaufpunkte. Doch in fast allen Fällen muss man wenigstens über den Vor- und Nachnamen des Auswanderers verfügen.

Ellis Island: Für über 100 Millionen Einwanderer war die New York vorgelagerte »Insel der Tränen« die erste Station in Amerika. Der Suchzeitraum der Datenbank erfasst die Jahre von 1892 bis 1924. Will man allerdings Einblick in die persönliche Akte eines Einwanderers nehmen, muss man sich zuerst als Nutzer registrieren.

Rootsweb: Hier kann man in den Passagierlisten der Immigrantenschiffe stöbern. Geordnet nach dem Ort des Auslaufens und der Ankunft, nach Schiffsnamen und Zunamen von Auswanderern.

Family Search: Erforschung der Familiengeschichte: Eine ursprünglich von Mormonen entwickelte Website mit einer umfangreichen Datenbank und zahllosen Stammbäumen. Allerdings erfasst die Datenbank nur Personen, die in den USA geboren wurden.

Link to your Roots: Personendaten von 5 Millionen Menschen, die zwischen 1850 und 1934 über Hamburg auswanderten, wurden digital erfasst. Das besondere an den Hamburger Auswandererlisten ist, dass die Herkunftsorte der Auswanderer eingetragen sind. So kann ernsthaft Ahnenforschung betrieben werden.

Dusko Vukovic