Der weißrussische Oppositionsführer Alexander Milinkewitsch rief die mehreren tausend Demonstranten dazu auf, sie sollten ihre Mahnwachen auf dem Oktoberplatz im Zentrum der Hauptstadt Minsk in den kommenden Nächten fortsetzen. Es war eine weitaus größere Menge als in der Nacht zuvor, die gegen Lukaschenko protestierte und Neuwahlen forderte.
Außerdem hat Milinkewitsch im Konflikt um Wahlfälschungen in seinem Land den Westen zu mehr Unterstützung aufgefordert. "Es wäre sehr wichtig, die Liste der Einreiseverbote für den weißrussischen Machtapparat um Staatschef Alexander Lukaschenko deutlich zu erweitern", sagte er. In der Nacht setzten bis zu 700 Lukaschenko-Gegner dem Oktoberplatz im Stadtzentrum von Minsk ihren Dauerprotest bei Temperaturen deutlich unter null Grad fort.
100 Demonstranten festgenommen
Die Proteste erinnerten an die so genannten Orangene Revolution in der benachbarten Ukraine 2004, als Hunderttausende Menschen gegen die damalige Staatsführung auf die Straße gingen. Es wird jedoch nicht damit gerechnet, dass die Aktionen in Weißrussland ein ähnliches Ausmaß annehmen. Lukaschenko sagte, sein Wahlsieg bedeute das Scheitern des Versuchs der Opposition, einen pro-westlichen Putsch anzuzetteln.
Nach Schätzungen aus Oppositionskreisen hat die Polizei bislang etwa 100 Teilnehmer der von den Behörden nicht genehmigten Kundgebung festgenommen. Der Vorsitzende der Vereinten Bürgerpartei, Anatoli Lebedko, wurde als erster prominenter Oppositionspolitiker wegen Teilnahme an den Protesten zu 15 Tagen Gefängnis verurteilt.
Angst vor Räumung und Festnahmen
Milinkewitsch rief seine Anhänger zu einer Massenkundgebung gegen die Regierung von Präsident Alexander Lukaschenko an. "Wir werden hier bis zum 25. bleiben und am 25. werden wir uns versammeln, um für unsere Zukunft zu kämpfen", sagte Milinkewitsch den ausharrrenden Demonstranten in Minsk. Am 25. März 1918 wurde die erste unabhängige Republik Weißrussland gegründet. Präsident Lukaschenko hatte den Feiertag vor einigen Jahren verboten. Der bei der Wahl vom Sonntag ebenfalls unterlegene Kandidat Alexander Kosulin forderte die demokratischen Kräfte auf, dem Lukaschenko-Regime eine eigene Regierung entgegenzustellen.
In Oppositionskreisen kursierten Gerüchte, die in den Straßen um den Oktoberplatz stationierten Polizeieinheiten könnten in das Zeltlager der Demonstranten räumen und die Teilnehmer festnehmen. Ein Sprecher des Innenministeriums hatte zuvor gefordert, jeder Teilnehmer der Proteste müsse zur Verantwortung gezogen werden.
Deutschland für Sanktionen
Die USA forderten Neuwahlen, die nicht von einem "Klima der Angst" geprägt sein dürften. Russlands Präsident Wladimir Putin gratulierte dagegen Lukaschenko. In Deutschland machten sich Politiker von Union und SPD für Sanktionen stark.