UN-Generalsekretär Kofi Annan hat die reichen Länder zu mehr Hilfe für die weltweit 21 Millionen Flüchtlinge aufgerufen. Völker, die früher ihre Arme für Flüchtlinge geöffnet hätten, würden jetzt ihre Türen schließen, sagte Annan in New York anlässlich des 1. Weltflüchtlingstages, der am Mittwoch begangen wird.
Nach den Worten von UN-Flüchtlingskommissar Ruud Lubbers soll jeder am Weltflüchtlingstag »innehalten und über die Einsamkeit und das Gefühl der Verlassenheit nachdenken, das viele Flüchtlinge heute empfinden müssen«. Flüchtlingsschutz sei kein wohltätiger Akt, sondern eine moralische und rechtliche Verpflichtung.
____________________________________________________
Hintergrund: Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR)
____________________________________________________
Die UN-Vollversammlung hatte am 4. Dezember vergangenen Jahres einstimmig den 20. Juni zum Weltflüchtlingstag erklärt. Dieser steht unter dem Motto »Respekt für Flüchtlinge sowie Anerkennung der positiven Beiträge für die Gesellschaft«.
Als Flüchtlinge gelten jene Menschen, die außerhalb ihres Landes leben und nicht zurückkehren, weil sie wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, politischen Meinung oder der Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe um ihr Leben fürchten müssen.
Über 21 Millionen Menschen auf der Flucht
Nach Angaben des UN-Flüchtlingswerkes (UNHCR) in Genf waren zu Beginn dieses Jahres 21,1 Millionen Menschen auf der Flucht. Das ist jeder 284. Erdenbewohner. Mit 3,6 Millionen Flüchtlingen stellt das vom Bürgerkrieg erschütterte Afghanistan das größte Kontingent des weltweiten Flüchtlingsheeres vor Burundi und dem Irak.
Pakistan hat rund zwei Millionen Menschen, vornehmlich Afghanen, aufgenommen. Nach Iran mit 1,9 Millionen Flüchtlingen belegt Deutschland mit 900 000 Aufgenommenen den dritten Platz. Die 3,8 Millionen Palästinenser, die von einem UN-Sonderprogramm betreut werden, sind in der Statistik nicht enthalten.
Der erste Weltflüchtlingstag fällt mit dem 50. Jahrestag der Flüchtlingskonvention von 1951 zusammen. UN-Flüchtlingskommissar Lubbers will deshalb am Mittwoch im Palais der Vereinten Nationen in Genf symbolisch 50 Frauen aus Ländern wie Afghanistan, Burundi, der Demokratischen Republik Kongo, Kolumbien oder Sierra Leone empfangen.
Leid trotz beispiellosem Wohlstands
Lubbers erinnerte daran, dass in der Ära von Globalisierung und beispiellosem Wohlstand der Teufelskreis aus Krieg und Leid weiter bestehe, der Millionen von Menschen zu Flüchtlingen mache. Um die Zahl der Flüchtlinge zur verringern, müsse man die Ursachen angehen.
Anlässlich des Weltflüchtlingstages verwies das UNHCR auf prominente Flüchtlinge der zurückliegenden Jahrzehnte. Dazu gehören die Regisseure Billy Wilder und Milos Forman, die Schriftstellerin Isabel Allende, der Schriftsteller Elias Canetti, der Palästinenser Edward Said sowie die südafrikanische Sängerin Miriam Makeba.