Zhao Ziyang Der Tod als Befreiung

Wegen seines Widerstands gegen eine gewaltsame Beendigung der Demokratiebewegung in China war Zhao Ziyang 1989 gestürzt worden. Seitdem lebte der Ex-Parteichef praktisch unter Hausarrest. Der 85-Jährige verstarb in Peking.

Zuletzt war Zhao Ziyang vor mehr als 15 Jahren in der Öffentlichkeit gesehen worden. In der Nacht zum 19. Mai 1989 kam der damalige Parteichef zu den protestierenden Studenten auf den Platz des Himmlischen Friedens in Peking, um sie zur Aufgabe ihres Hungerstreiks zu bewegen. Sichtlich bewegt und unter Tränen sagte der damalige Parteichef: "Studenten, wir sind zu spät gekommen ... Es ist nur euer Recht, dass ihr uns kritisiert."

Die Worte deuteten bereits seine Niederlage im Machtkampf gegen die Konservativen in der chinesischen Führung an. Die Truppen waren schon mobilisiert. Zhao Ziyang stützte sich zwar auf "die Herzen des Volkes", wie er es in einer Krisensitzung selbst formuliert hatte, doch sahen Deng Xiaoping und die anderen alten Parteiführer das Militär hinter sich.

Historischer Auftritt vor Studenten

Gegen Zhao Ziyangs Widerstand wurde die Verhängung des Ausnahmezustandes über Peking beschlossen. Nur einen Tag nach seinem historischen Auftritt bei den Studenten wurde der Parteichef entmachtet. Zwei Wochen später walzte die Volksbefreiungsarmee die Proteste blutig nieder. Einige hundert Menschen kamen ums Leben. Tausende wurden im ganzen Land inhaftiert.

Seitdem lebte Zhao Ziyang praktisch unter Hausarrest in Peking. Die Partei fällte ihr Urteil über ihn. Er habe schwere "Fehler begangen, die Partei gespalten" und "die Unruhen unterstützt". Damit war eine Rückkehr in die Politik ausgeschlossen, doch wurde immer wieder über ihn spekuliert. Ob zu Recht oder nicht, Zhao Ziyang wurde zum Hoffnungsträger für einen anderen politischen Weg, in dem die rasanten wirtschaftlichen Veränderungen in China auch von politischen Reformen begleitet werden.

Trotz Hausarrests durfte der Ex-Parteichef gelegentlich reisen, brauchte dafür aber eine Genehmigung. Auch wurde Zhao Ziyang sogar beim Golfspielen gesehen. Auf den letzten Fotos, die Freunde zeigten, waren seine Haare völlig weiß. Doch schien er sich lange guter Gesundheit zu erfreuen, bis jüngst Berichte über eine schwere Erkältung oder Lungenentzündung des alten Mannes die Runde machten.

Zhaos Wünsche verhallten

Über sein Umfeld konnte sich Zhao Ziyang nur noch gelegentlich zu Wort melden. Er bat demnach im Februar 1997, an den Trauerfeiern nach dem Tod von Deng Xiaoping teilnehmen zu können. Auch wollte er im Juli 1997 bei der Rückgabe der britischen Kronkolonie Hongkong dabei sein, die er einst mit der britischen Premierministerin Margaret Thatcher besiegelt hatte. Doch wurden seine Wünsche zurückgewiesen.

Acht Jahre nach dem Massaker und kurz vor dem 15. Parteitag der Kommunistischen Partei 1997 forderte Zhao Ziyang eine Neubewertung der Demokratiebewegung. "Obwohl so viel Zeit bereits vergangen ist, wird das Volk es nicht vergessen." 2003 löste der Aufstieg seines Schützlings und früheren Stabschefs Wen Jiabao, der 1989 an seiner Seite auf dem Platz des Himmlischen Friedens war, neue Spekulationen über eine Rehabilitierung aus. Doch machte der neue Regierungschef sofort deutlich, dass es auch mit ihm keine Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der chinesischen Geschichte geben werde.

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Andreas Landwehr/DPA