Israels Ex-Präsident Mosche Katsav muss für sieben Jahre ins Gefängnis. Ein Bezirksgericht in Tel Aviv hat den 65-Jährigen am Dienstag wegen Vergewaltigung in zwei Fällen sowie sexueller Belästigung außerdem zu weiteren zwei Jahren Bewährung verurteilt. Der Angeklagte muss weiterhin umgerechnet 20.000 Euro Entschädigung zahlen. Katsav ist der erste Präsident in der 62-jährigen Geschichte Israels, der vor Gericht stand und eine Gefängnisstrafe antreten muss.
Der Vorsitzende Richter George Kara bezeichnete den Ex-Präsident als Symbolfigur. Die Tatsache, dass Katsav die Straftaten während seiner Amtszeit verübt habe, sei ein Grund für eine härtere Bestrafung, sagte der Richter. Katsav drohten nach dem Gesetz bis zu 16 Jahre Haft.
Tränen bei der Urteilsverkündung
Bei dem Prozess ging es um Vorwürfe von drei Frauen, die für Katsav gearbeitet hatten. Die Sexualstraftaten ereigneten sich während Katsavs Amtszeit als Tourismusminister von 1996 bis 1999 sowie während der Präsidentschaft von 2000 bis 2007.
Zur Urteilsverkündung erschien Katzav in Begleitung seiner beiden Anwälte. Zahlreiche israelische Fernseh- und Radiosender übertrugen live, wie der Ex-Präsident vor dem Gericht eintraf. Nach der Urteilsverkündung brach Katzav in Tränen aus und rief: "Sie irren sich, das ist eine Lüge!"
Katsav will Urteil anfechten
In dem seit rund vier Jahren laufenden Verfahren waren ihm eine Reihe von Sexualvergehen gegen Mitarbeiterinnen während seiner Amtzeit als Tourismusminister und später als Präsident vorgeworfen worden. Wegen der Vorwürfe war Katzav im Jahr 2007 als Staatschef zurückgetreten, hatte aber seine Unschuld beteuert. In einem ersten Verfahren hatte er eine Anklage durch einen Kompromiss abgewendet.
Der Haftantritt soll jedoch mindestens einen Monat aufgeschoben werden. Katsav will das Urteil vor dem Obersten Gerichtshof in Jerusalem anfechten. Der Ex-Präsident beteuerte bis zuletzt seine Unschuld.