Berliner Uniklinik Charité: Religiöse Geschlechtertrennung im Hörsaal?

Blick auf Gebäude der Berliner Charité über Bahngleise hinweg
Die Berliner Charité – eine der renommiertesten Kliniken Europas
© Karl-Heinz Spremberg / Picture Alliance
Eine religiöse Veranstaltung mit Geschlechtertrennung in Räumlichkeiten der Berliner Charité wirft Fragen auf. Die Charité betont, dass es sich um die Veranstaltung einer externen Gruppe gehandelt habe – und reagiert mit einer eindeutigen Maßnahme.

Dieser Artikel erschien zuerst bei RTL.

Vor wenigen Wochen startete das Sommersemester 2025. Für zahlreiche Studenten begannen dann wieder Vorlesungen, Seminare und Kurse – auch an der Berliner Charité. Doch gab es für einige Medizin-Studenten auch Unterricht und Vorträge im Koran samt Geschlechtertrennung, wie unter anderem die Berliner Zeitung berichtet? Ein Instagram-Video der muslimische Studentengruppe "Medislam Collective" (kurz MSC) soll zeigen, wie Studentinnen und Studenten voneinander getrennt sitzen. Männer links, Frauen rechts. Das umstrittene Online-Portal "Apollo News" hatte zuerst darüber berichtet.

Warum und ob die Geschlechtertrennung im Hörsaal freiwillig geschah, ist unklar. Öffentlich Stellung bezogen hat die muslimische Studentengruppe nicht. Unter einem Instagram-Post heißt es zur Veranstaltung allerdings: "Wir haben das neue Semester gemeinsam gestartet mit einer besinnlichen Koranrezitation, spannenden Einblicken in die Geschichte und Vision der MSC – perfekt für alle neuen Gesichter, um direkt anzukommen und sich willkommen zu fühlen." Beendet wird der Post mit "Das Semester kann kommen – wir freuen uns auf alles, was noch ansteht, in sha Allah" – zu Deutsch: "so Gott will” oder "wenn Gott will”.

Erst vor wenigen Wochen sorgte ein ähnlicher Vorfall an der Uni Kiel für Kritik. Augenzeugen sollen davon berichtet haben, dass Männer während einer Aktionswoche vorne sitzen durften, während die Frauen sich gemeinsam nach hinten setzen sollten. Das soll Studierende vor Ort irritiert haben. Nun beschäftigt sich der Landtag damit. Ob das auch in Berlin droht, ist aktuell noch unklar.

Gegen die Werte der Berliner Charité? Klinikum prüft Vorfall

Die Berliner Charité nimmt den Vorfall sehr ernst und teilt auf RTL/stern-Anfrage mit: "Die Charité betont, dass es sich bei den auf dem Instagram-Kanal des MedIslam Collective abgebildeten Veranstaltungen um keine Lehrveranstaltungen, also um keine offiziellen Veranstaltungen der Charité im Rahmen der Ausbildung von Medizinerinnen und Medizinern, handelt." Weiter heißt es: "Zu sehen sind von der Gruppe selbstorganisierte Veranstaltungen, für die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt wurden."

Die Charité gab an, mit einer eindeutigen Maßnahme zu reagieren: "Aufgrund der aktuellen Hinweise und zur Sicherstellung eines diskriminierungsfreien, integrativen und wertebasierten Hochschulraums wird der Gruppe ab sofort und bis auf Weiteres die Durchführung von Aktivitäten und Veranstaltungen in den Räumlichkeiten der Charité untersagt. Eine weitere inhaltliche und rechtliche Prüfung der Aktivitäten der Gruppe wird durchgeführt. Der Vorstand behält sich abhängig vom Ergebnis der Prüfung weitere Maßnahmen vor und ist hierzu auch im Austausch mit der Studierendenvertretung der Charité."

Nicht das erste Mal! Muslimische Studentengruppe mit weiteren Vorfällen

Laut Medienberichten habe es auch in der Vergangenheit bei der Studentengruppe Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Studenten gegeben. So macht "Medislam Collective" auf Instagram Werbung für einen "Brüder Activity-Day" und einen "Activity-Day für Schwestern". Während es bei der Veranstaltung für Männer ein Tischtennis-Turnier, Volleyball und ein Quiz gegeben haben soll, gib es bei dem "Activity-Day für Schwestern" ein Picknick und laut Berliner Zeitung einen Kalligrafie-Workshop. (jow)

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