"Deutscher Herbst" vor 45 Jahren: Befreiung der Landshut und Todesnacht von Stammheim
Heute vor 45 Jahren"Operation Feuerzauber" und Todesnacht von Stammheim – mit dem "Deutschen Herbst" endet das Terrorjahr 1977
Als "Deutscher Herbst" gehen die Ereignisse vom September und Oktober 1977 in die Geschichte ein. Heute vor 45 Jahren erlebt die Bundesrepublik die vielleicht dramatischsten Stunde des RAF-Terrors. Ein Rückblick in Bildern.
Das Morden der RAF im Jahr 1977 beginnt in Karlsruhe: Generalbundesanwalt Siegfried Buback, dessen Fahrer und ein Justizbeamter werden von einem Motorrad aus erschossen – von wem, ist bis heute unklar.
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Der 18. Oktober 1977 ist bis heute einer der aufwühlendsten Tage der deutschen Nachkriegsgeschichte. Schon das gesamte Jahr zieht die Rote-Armee-Fraktion eine Blutspur durchs Land. Am 7. April erschießt ein bis heute unbekanntes RAF-Mitglied Generalbundesanwalt Siegfried Buback, dessen Fahrer und einen Beamten – der Beginn der von den Linksterroristen ausgerufenen "Offensive 77". Die zweite Generation der RAF hat sich auf die Fahnen geschrieben, ihre Vorgänger aus dem Gefängnis freizupressen. "Big Raushole" nennen die Terroristinnen und Terroristen ihr Vorhaben.
Der "Deutsche Herbst" geht in die Geschichte ein
Nicht einmal einen Monat nach dem Mord an Buback folgt die nächste Bluttat. Bei der Überprüfung der RAF-Mitglieder Verena Becker und Günter Sonnenberg erleidet der Polizist Wolfgang Seliger lebensgefährliche Verletzungen und überlebt nur knapp.
Am 20. Juli erschießt RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt Jürgen Ponto, den Vorstandssprecher der Dresdner Bank, beim Versuch, ihn zu entführen. Am 5. September entführt ein Kommando Arbeitgeberpräsident Hans-Martin Schleyer. Bei dem Überfall werden Schleyers Fahrer und drei Polizisten ermordet. Die Terrororganisation fordert unter anderem die Freilassung von Andreas Baader, Jan-Carl Raspe und Gudrun Ensslin aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Stuttgart-Stammheim.
Bundeskanzler Helmut Schmidt ruft einen Krisenstab zusammen, die Regierung will dem Druck nicht nachgeben. Stattdessen sollen Ermittlungen den Aufenthaltsort von Schleyer ans Licht bringen – erfolglos, auch wegen zahlreicher Pannen.
Am 22. September der nächste Tote: RAF-Terrorist Knut Folkerts erschießt bei seiner Festnahme einen niederländischen Polizisten. Im Oktober 1977 bewegt sich der Terror auf seinen dramatischen Höhepunkt zu. Um die Freipressung der inhaftierten RAF-Mitglieder voranzutreiben, kapern palästinensische Terroristen die Lufthansa-Maschine "Landshut" auf ihrem Weg von Palma de Mallorca nach Frankfurt mit 82 Passagieren und fünf Crew-Mitgliedern an Bord. Pilot Jürgen Schumann wird erschossen. Nach einem tagelangen Irrflug stürmt die GSG 9 des Bundesgrenzschutzes in der "Operation Feuerzauber" auf dem Flughafen der somalischen Hauptstadt Mogadischu das Flugzeug. Alle Geiseln überleben, drei Terroristen werden erschossen.
Am 18. Oktober um 0.38 Uhr meldet der Deutschlandfunk das Ende der Entführung. Baader, Raspe und Ensslin begehen in der Justizvollzugsanstalt Suizid. Anwälte hatten zuvor geholfen, Waffen in das Gefängnis zu schmuggeln. Einen Tag später entdecken französische Polizisten in Mülhausen die Leiche Hans-Martin Schleyers im Kofferraum eines Autos – der Tiefpunkt einer Reihe von Ereignissen, die das Land verändern und als "Deutscher Herbst" in die Geschichte eingehen.
Sehen Sie in der Fotostrecke oben Bilder des Terrorjahrs 1977 und des "Deutschen Herbstes".
Hinweis der Redaktion: In einer vorherigen Version dieses Artikels hieß es, Knut Folkerts habe einen Terroristen erschossen – richtig ist, dass er einen Polizisten erschossen hat. Zudem war Jürgen Ponto Vorstandssprecher der Dresdner Bank, nicht der Deutschen Bank. Wir haben die Fehler korrigiert und bitten um Entschuldigung.