Nach dem Bekanntwerden von erhöhten Leukämieraten in der Umgebung des Atommülllagers Asse will das niedersächsische Sozialministerium nun möglichst detaillierte Angaben über die Krebspatienten einholen. Im Epidemiologischen Krebsregister seien die Erkrankten lediglich anonymisiert erfasst. "Wir wissen also bislang nichts Genaueres über den Wohnort oder die Tätigkeit der Betroffenen", sagte der Sprecher des Sozialministeriums, Thomas Spieker, am Freitag in Hannover. Damit will das Ministerium etwa herausbekommen, ob unter den Betroffenen auch Menschen sind, die in dem Atommülllager arbeiteten, wodurch eine Krebserkrankung eher erklärbar wäre. Im Atommülllager Asse nahe Wolfenbüttel lagern seit 1978 rund 126.000 Fässer mit schwach und mittel radioaktivem Atommüll.
Nach Angaben des Ministeriums war die Rate der Leukämieerkrankungen in der Samtgemeinde Asse im Zeitraum von 2002 bis 2009 doppelt so hoch wie statistisch zu erwarten. Statt der zu erwartenden acht Fälle gab es insgesamt 18 Erkrankungen, darunter zwölf Männer und sechs Frauen. Die Erkrankungsrate für Schilddrüsenkrebs bei Frauen ist den Angaben zufolge im untersuchten Zeitraum sogar verdreifacht.
Dass Radioaktivität eine Ursache für eine Leukämieerkrankung sein kann, ist nach Angaben des Sozialministeriums "unbestritten". Es gebe aber auch andere Ursachen, sagte die zuständige Mitarbeiterin Elke Bruns-Philipps. Bislang gebe es keinen Anlass für die Annahme, dass die Asse ursächlich für die vermehrt aufgetretenen Krebsarten sei. Die Krebsfälle insgesamt sollen bei Männern und Frauen jedoch im Erwartungsbereich liegen.