Baden-Württemberg Ohrfeigen unter Freunden

Zwei Parteikollegen kriegen sich in die Haare und einer kassiert dabei zwei Ohrfeigen. Alles halb so wild, sagt der Geschlagene, unter Freunden streite man sich halt. Die Opposition dagegen fordert Konsequenzen.

Am Morgen danach beruhigen sich öffentlich die Gemüter, nur die Opposition ereifert sich: "Dass ein amtierender Minister einen Bundestagsabgeordneten ohrfeigt und übel beschimpft, ist ein unglaublicher Skandal", sagte der SPD-Landtagsfraktionschef Wolfgang Drexler zu den Vorkommnissen am späten Sonntagabend: Und weiter: "Ein Minister, der sich so wenig im Griff hat, sollte die Konsequenz ziehen und von sich aus gehen."

Streit um Teufels erneute Kandidatur

Was war geschehen? Staatsminister Christoph Palmer soll während einer Feier zur Wiederwahl des Stuttgarter Oberbürgermeisters Wolfgang Schuster den Parteikollegen und Bundestagsabgeordneten Joachim Pfeiffer beleidigt und geohrfeigt haben. Dies hätten mehrere Augenzeugen bestätigt. Bei dem Streit sei es um die in der CDU kontrovers diskutierte Frage einer erneuten Kandidatur von Baden-Württembergs Ministerpräsident Erwin Teufel gegangen.

Ein Regierungssprecher wollte sich am Montag zu der Ohrfeige zunächst nicht äußern. In CDU-Parteikreisen hieß es, Palmer und Pfeiffer hätten sich noch in der Nacht wieder versöhnt und die Wahlparty nach drei Stunden gemeinsam verlassen. Der Geschlagene hat den Angriff als "persönliche Angelegenheit" bezeichnet. "Unter Freunden streitet man sich auch einmal", sagte Pfeiffer am Montag. Dass Palmer ihn am Sonntagabend geohrfeigt haben soll, bestritt Pfeiffer nicht, wollte sich aber zu dem Vorfall nicht weiter äußern. Von Palmer selbst gab es zunächst keine Stellungnahme zu dem Streit, er soll sich aber bei Pfeiffer persönlich entschuldigt haben.

Junge Union und Frauen-Union gegen Teufel

Der seit 1991 amtierende Teufel ist zuletzt immer stärker unter Druck geraten, bei den nächsten Landtagswahlen nicht mehr anzutreten. Nach der Jungen Union sprach sich am Sonntag auch die Frauen-Union in Baden-Württemberg für einen Generationswechsel an der Spitze des Landes aus. Als Teufels Nachfolger steht der Chef der CDU-Landtagsfraktion, Günther Oettinger, bereit. Teufel favorisiert aber Kultusministerin Annette Schavan.

Der Ministerpräsident bekräftigte, er werde sich wie geplant bis Jahresende zu seiner politischen Zukunft äußern. Die SPD im Landtag forderte indes, Teufel solle sich noch in dieser Woche erklären. Die Diskussion lähme das Land. Joachim Pfeiffer hatte in der vergangenen Woche in der Landesgruppe der CDU-Abgeordneten in Berlin wie andere Parlamentarier auch für eine Ablösung Teufels an der Spitze der Landes-CDU plädiert.

DPA · Reuters
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