Kritik an Berichterstattung Presseverteilzentrum blockiert: Demonstranten wollen Auslieferung von Zeitungen verhindern

Bauernprotest in der Hamburger Innenstadt (Archivbild)
Bauernprotest in der Hamburger Innenstadt (Archivfoto)
© Rabea Gruber / DPA
Weil sie ihre Proteste medial falsch dargestellt sehen, haben Demonstranten in Hamburg ein Presseverteilzentrum über Stunden blockiert. Nach gescheiterten Gesprächen löste die Polizei die Versammlung auf. 

Rund 60 Demonstranten haben laut Polizei in der Nacht zu Samstag mit mehreren Fahrzeugen und einer Sattelzugmaschine über Stunden ein Presseverteilzentrum in Hamburg blockiert. Teilnehmern zufolge wollten sie damit gegen die Berichterstattung der Medien, etwa über die Bauern-Demonstrationen, protestieren. Die Zeitungen verbreiteten nur Lügen, sagte ein Demonstrant. 

Da die Aktivisten bei der unangemeldeten Demonstration etwa von 23.30 Uhr an alle drei Zufahrten des Unternehmens blockierten, konnten etliche Verteilfahrzeuge weder auf das Firmengelände fahren noch dieses verlassen. Von dem Zentrum aus werden mehrere Tageszeitungen an Verkaufsstellen in Hamburg und das Umland geliefert.

Die Polizei führte zunächst noch Kooperationsgespräche mit den Demonstranten. Nach deren Scheitern lösten die Beamten die Kundgebung gegen 2.00 Uhr auf.  Außerdem wurden Personalien aufgenommen und Kennzeichen der Fahrzeuge erfasst. 

Laut einem Bericht der "Hamburger Morgenpost" verhinderte die Aktion nicht, dass die Zeitungen letztlich doch ausgeliefert werden konnten. Eine in Ahrensburg ansässige Druckerei sowie deren Logistiker hätten sich der Situation kurzfristig angepasst und entsprechend reagiert, heißt es. Nur vereinzelt habe es am Samstagmorgen verspätete Auslieferungen von Zeitungstiteln an den Einzelhandel gegeben. 

Protest an BR-Gelände: Chefredakteur stellt sich Gespräch

Bereits am Freitag hatten rund 250 Landwirte und Mittelständler vor dem Gelände des Bayerischen Rundfunks (BR) in Unterföhring demonstriert. Demnach waren die Teilnehmer mit rund 100 Treckern und 40 Lkw am Sendergelände aufgetaucht, um Kritik an politischen Entscheidungen sowie der Berichterstattung über die Proteste zu äußern.

Wie der BR schreibt, kam es dabei auch zu einem etwa einstündigen Gespräch zwischen BR-Chefredakteur Christian Nitsche und Wortführern der Protestaktion, die vor allem kritisierten, dass ihre Veranstaltungen nicht ausreichend medial abgebildet würden und ihre Anliegen damit zu kurz kämen. Den BR habe man sich für die Aktion ausgesucht, weil dieser als öffentlicher Sender zu Objektivität verpflichtet sei.

BR-Chefredakteur Nitsche sagte nach dem Austausch, er habe "persönlich das Gefühl, da braut sich was zusammen, immer mehr. Wir werden das begleiten und die Politik muss darauf reagieren." Ein Initiator des Protests bewertete das Gespräch als "sehr positiv". Man habe "endlich auf Augenhöhe reden dürfen, wie wir es meinen und was uns bedrückt." BR-Angaben zufolge wurde die Versammlung im Anschluss aufgelöst, Störungen gab es laut Polizei keine.

Wegen der geplanten schrittweisen Abschaffung von Steuerentlastungen beim Agrardiesel gehen bundesweit seit Wochen Landwirte auf die Straßen. Trotz der Proteste rückte die Ampel-Koalition von diesen Plänen nicht mehr ab.

mod

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