Jorgo Chatzimarkakis hat eine Vision, genauer eine blau-grüne Vision. Das FDP-Vorstandsmitglied träumt davon, seine Partei mit den Grünen zu fusionieren. Er will endlich damit aufhören, "die Grünen weiterhin als natürlichen und schlimmsten Feind der Liberalen zu betrachten". Blau-grün - das sei "das große Projekt der politischen Mitte in Deutschland".
Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt fand einst deutliche Worte für selbsterannte Visionäre wie Jorgo Chatzimarkakis: "Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen." Soweit gehen Chatzimarkakis Kritiker zwar nicht, dennoch finden sie ähnlich harte Worte für den Vorschlag des FDP-Politikers.
Niebel bezeichnet Vorschlag als lächerlich
FDP-Generalsekretär Dirk Niebel verhöhnt den Gedanken an eine Fusion als töricht. "Dieser Vorschlag kommt für das Sommerloch zu spät und für den Karneval zu früh.", sagte Niebel gegenüber stern.de. Die Idee sei einfach lächerlich. "Wenn die Ströbeles dieser Welt, wie im saarländischen Landtag schon passiert, zu den Kommunisten wechseln, hat die FDP jede Chance, bürgerlich liberale Wähler der Grünen für sich zu gewinnen.", erzürnte sich Niebel weiter. "Ich schlage Herrn Chatzimarkakis vor, die Gelegenheit zu nutzen, um am kommenden Montag im Bundesvorstand der FDP für eine Mehrheit zu seinem Vorschlag zu werben."
Grünen sehen keine Gemeinsamkeiten
Auf wenig Begeisterung stieß Chatzimarkakis Vision auch bei den von ihm hofierten Grünen. "Das linksliberale Erbe haben wir bereits angetreten, den Rest kann die FDP behalten oder selber abwickeln", sagte der Grünen-Abgeordnete Alexander Bonde der "Saarbrücker Zeitung". Und auch der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, sieht schlicht nicht genug Gemeinsamkeiten für eine eventuelle Zusammenarbeit: "Koalitionen ergeben sich aus Inhalten." Und bei der CDU, FDP und den Grünen sehe er die wenigsten Schnittmengen - vor allem mit Blick auf die Atom-, Klima- und Sozialpolitik.
Becks Bedenken teilt Chatzimarkakis allerdings nicht. Er sieht durchaus Schnittemengen. Beispielsweise "alle Themen, die mit der Verbindung von Ökonomie und Ökologie in Zusammenhang stehen". Und auch in punkto Atompolitik, sieht Chatzimarkakis kein Hindernis, das sich für sein Ziel blau-grüne Fusion nicht überwinden ließe: "Die FDP bezeichnet in ihrem Umweltprogramm die Kernkraft als Übergangstechnologie, die Grünen sprechen von Ausstiegsszenarien. Das ist kein unüberwindbarer Graben, obwohl ich für die Kernkraft bin."