Demonstration Krawalle in Hamburger Innenstadt

Zunächst verlief die Kundgebung unter dem Motto "Gegen Sicherheitswahn und Überwachungsstaat" friedlich durch die Hamburger Innenstadt, doch dann randalierten etwa 50 der 3200 Demonstranten. Am Abend brannten im Schanzenviertel dann Barrikaden.

Eine zunächst friedliche Demonstration von rund 3200 Menschen in Hamburg gegen staatliche Überwachung ist am Samstagabend von gewalttätigen Auseinandersetzungen überschattet worden. Fünf Menschen wurden verletzt, die Polizei nahm Dutzende Beteiligte vorübergehend fest. Randalierer zündeten in der Innenstadt zwei Autos an und versuchten, im Schanzenviertel eine brennende Barrikade zu errichten. Mit Eisenstangen zertrümmerten sie die Scheiben einer Bank. Anrückende Polizeieinheiten wurden mit Flaschen beworfen.

An den Krawallen waren rund 50 Autonome beteiligt. Drei Menschen wurden wegen Verdachts der Brandstiftung festgenommen. Die Polizei sperrte den Bereich um den linken Szene-Treff Rote Flora ab. Insgesamt kam es im Laufe des Tages zu 30 Festnahmen, 109 Personen wurden in Gewahrsam genommen. Nach Polizeiangaben vom Sonntag wurden fünf Menschen verletzt, davon zwei Polizisten. Die Polizei war mit 2500 Beamten aus ganz Norddeutschland im Einsatz.

"Das waren wohl Berliner Autonome"

Das linksalternative Viertel war in der Vergangenheit wiederholt Brennpunkt von Krawallen. Die Polizei fährt regelmäßig mit Wasserwerfern auf, um die Demonstranten in Schach zu halten. Nach dem Gewaltausbruch gegen eine Sparkassen-Filiale sagte Polizei- Einsatzleiter Hartmut Dudde: "Das waren wohl Berliner Autonome, viele der Hamburger haben ja hier ihr Konto."

Zuvor hatte es bereits während des Protestzuges und kurz nach dessen Ende Randale gegeben. Vorneweg ging ein großer "Schwarzer Block" aus linksextremen Autonomen. Polizisten wurden mit Flaschen und Böllern beworfen. Im Hamburger Zentrum, das von zehntausenden Menschen zum Adventseinkauf besucht war, wurden Böller gezündet. Die Polizei konnte Geschäfte, Einkaufszentren, Weihnachtsmärkte und Kunden aber vor Randalen schützen.

Kein Erstarken der Szene

Die Demonstration stand unter dem Motto "Gegen Sicherheitswahn und Überwachungsstaat". Die Teilnehmer kritisieren den "Terrorismus-Paragrafen" 129a des Strafgesetzbuches, mit dem mehrere bundesweite Durchsuchungen begründet worden waren. Die Veranstalter hatten den Zug vorzeitig in der Nähe der Reeperbahn für beendet erklärt, nachdem die Gruppe nur einige hundert Meter vorangekommen und von der Polizei immer wieder gestoppt worden war. Andreas Blechschmidt, der die Demonstration angemeldet hatte, sprach von einem "politischen Skandal". Es habe offensichtlich Vorgaben gegeben, die Demonstration von der Innenstadt fernzuhalten. Die Polizei wies die Vorwürfe zurück.

Nach Einschätzung des Leiters des Hamburger Verfassungsschutzes, Heino Vahldieck, gibt es trotz der großen Mobilisierung von Autonomen zum G8-Gipfel im Juni und zur Demonstration in Hamburg kein Erstarken der Szene. "Die personelle Stärke der autonomen Szene hält sich seit Jahren auf einem in etwa gleichen Niveau", sagte er der Deutschen Presse-Agentur dpa. Es gebe rund 5000 Autonome in Deutschland.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Unter den Demonstranten befand sich auch eine Gruppe von Rentnern, die nach Ausschreitungen bei ähnlichen Veranstaltungen in Hamburg in diesem Jahr als "Sicherheitspuffer" zwischen Polizei und Schwarzem Block marschierte. Sie hatten sich Pappschilder umgehängt mit der Aufschrift: "Senioren für Deeskalation."

DPA
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