Ukraine-Politik im Fokus Eklat im Verteidigungsausschuss: Scholz weicht Fragen aus – FDP-Mitglieder verlassen Raum

Geteilte Meinungen: Scholz-Auftritt im Verteidigungsausschuss sorgt für Spannungen innerhalb der FDP
Sehen Sie im Video: Geteilte Meinungen in der FDP über Scholz-Auftritt im Verteidigungsausschuss.




STORY: Dieser Termin war von vielen mit Spannung erwartet worden. Am Freitag erschien Bundeskanzler Olaf Scholz persönlich im Verteidigungsausschuss des Bundestages. Er sollte den Mitgliedern Rede und Antwort zu vielen Fragen stehen. Es ging um die Waffenlieferungen an die Ukraine , um das geplante Sondervermögen für die Bundeswehr und den möglichen Nato-Beitritt von Finnland und Schweden. Eine Stunde war Scholz im Ausschuss. Die Meinungen dazu gingen nach der Sitzung aber weit auseinander. Während die einen von einer konstruktiven und sachlichen Atmosphäre sprachen, warfen andere Ausschussmitglieder Scholz vor, gar nicht oder ausweichend auf ihre Fragen geantwortet zu haben. Aus Ärger darüber sollen einige sogar den Raum verlassen haben. Dazu Marcus Faber von der FDP: "Diese Chance hat er leider nicht genutzt. Es wurden ihm viele Fragen gestellt zur Ukraine. Geantwortet hat er sehr wortreich, aber nicht unbedingt inhaltsreich, wenn es um die Ukraine geht, sondern eher global, wenn es um die Ernährungssituation im globalen Süden geht, wenn es um die Rolle Chinas geht, aber nichts konkret zur Ukraine. Das finden wir sehr schade, dass die Chance nicht genutzt wurde. Wir haben die Ankündigung einer Zeitenwende. Wir reden über ein Sondervermögen, das ist wichtig, das muss auch kommen, das wird hoffentlich auch kommen. Aber was eben auch kommen muss, ist eine konkrete zeitnahe Unterstützung der Ukraine. Und hier haben wir leider keine neuen Ankündigungen gehört. Das bedauern wir als Freie Demokraten." Agnieszka Brugger von den Grünen kam zu einem ganz anderen Ergebnis: "Er hat sehr transparent, in sehr, sehr großen Linien den Kurs der Bundesregierung in aller Entschlossenheit und Entschiedenheit geschildert, unsere Friedensordnung zu verteidigen. Und sie proaktiv, auch mit sehr sehr vielen Staaten auf der Welt, zu gestalten." Scholz habe zugesagt, noch einmal wieder zu kommen, sagte die Ausschussvorsitzende Marie-Agnes Strack Zimmermann. Um mit den Ausschussmitgliedern im Gespräch zu bleiben. Und natürlich auch, um Fragen zu beantworten.
Bei der Befragung von Kanzler Olaf Scholz im Verteidigungsausschuss ist es offenbar zu Unstimmigkeiten gekommen. Mehrere FDP-Mitglieder verließen den Raum, da ihnen der Kanzler zu ausweichend auf Fragen zur Ukraine-Politik geantwortet haben soll. Andere hingegen lobten den Auftritt.

Zu seiner Ukraine-Politik stand Bundeskanzler Olaf Scholz im Verteidigungsausschuss am Freitagmorgen Rede und Antwort. Die Reaktionen beim Koalitionspartner FDP fielen allerdings geteilt aus. Während die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, die FDP-Abgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann, lobende Worte für den Auftritt des Kanzlers fand, warfen ihm andere vor, zu ausweichend geantwortet zu haben. Mehrere FDP-Ausschussmitglieder verließen den Raum, wie unter anderem "ntv" berichtete.

Auf Twitter äußerte sich zugleich der stellvertretende Ausschussvorsitzende Henning Otte von der Unionsfraktion über den Vorfall: "Kurios statt konstruktiv gibt der @Bundeskanzler keine konkrete Aussage zu einem erwarteten Besuch nach Kiew", schrieb der CDU-Politiker. "Die @fdpbt verlässt daraufhin die Sondersitzung des Verteidigungsausschusses. Koalitionsfrieden sieht anders aus."

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Der verteidigungspolitische Sprecher der Union, Florian Hahn, sprach von einem "unglaublichen Vorgang". "Offensichtlich war man mehr als unzufrieden mit der Performance des #Kanzlers", twitterte Hahn

FDP-Politiker Faber: Erst empört, dann zurückgerudert

Auch mehrere Journalisten berichteten auf Twitter über den Vorfall. Die FDP-Politiker hätten den Raum verlassen, als Scholz auf die Frage des FDP-Abgeordneten Marcus Faber nach Waffenlieferungen an die Ukraine wieder ausweichend geantwortet habe, schrieb Georg Ismar vom "Tagesspiegel".

Faber selbst sagte auf Twitter, Scholz habe eine Chance gehabt, sich im Ausschuss zur Ukraine zu erklären. "Leider wurden viele Antworten nicht gegeben. Ich hoffe, dass wir dies nachholen können", so der FDP-Politiker. "Seine Zeitenwende ist absolut richtig. Sie bedarf einer zeitnahen Umsetzung." Kurz danach wurde der Tweet jedoch gelöscht.

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In einem neuen Tweet betonte Faber, "[es] fühlt sich niemand ‚verarscht‘ und niemand hat eine Protestnote abgegeben". Später erklärte er in einem Statement, dass er "dem Bundeskanzler dankbar für den konstruktiven Austausch" sei. Weiter heißt es: "Wegen Anschlussterminen mussten die Mitglieder meiner Fraktion nach und nach die Ausschusssitzung verlassen. Es tut mir sehr leid, dass ein anderer Eindruck entstanden ist, den ich hiermit entschieden zurückweise.“

Strack-Zimmermann lobt Auftritt von Olaf Scholz

So oder so scheint der Vorgang nicht innerhalb der FDP-Fraktion abgestimmt gewesen zu sein. Strack-Zimmermann bezeichnete Fabers Aktion gegenüber der "Rheinischen Post" als "ungewöhnlich", sie selbst war in der Sitzung geblieben. "Ich gestehe, dass ich mit der Leitung der Sitzung beschäftigt war und das gar nicht mitbekommen habe", räumte die FDP-Politikerin ein.

Ein anderes Ausschussmitglied aus den Regierungsfraktionen zeigte sich "ntv" zufolge "sauer" über den Auftritt der FDP-Abgeordneten und sprach von einer "sehr peinlichen Aktion". Scholz habe schon aus rechtlichen Gründen nicht über mögliche geplante Waffenlieferungen plaudern dürfen, habe aber dennoch versucht, auf alle Fragen zu antworten. 

Auch Strack-Zimmermann bezeichnete Scholz' Auftritt im TV-Sender "Welt" als einen "Superaufschlag". Scholz habe betont, "dass das Ziel die Wiederherstellung der territorialen Integrität der Ukraine sein" müsse und nicht ein "Stillstandsfrieden, bei dem besetzte Gebiete von Russland gehalten werden". Die Atmosphäre sei gut gewesen. Scholz habe angeboten, "auch wiederzukommen", und sie finde das sinnvoll.

Quellen: "ntv", Twitter, mit AFP-Material

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