Hengsbach-Interview "Noch nie hat ein Kanzler die sozial Schwachen so abgebürstet"

"Noch nie hat ein Kanzler die sozial Schwachen so abgebürstet" Interview mit dem Wirtschaftsethiker Professor Friedhelm Hengsbach

Hamburg - Der katholische Wirtschaftsethiker und Jesuitenpater, Professor Friedhelm Hengsbach, sieht die Gefahr, dass in Deutschland der "Sozialstaat eingerissen wird". Äußerungen des Kanzlers, es gebe zu den Reformplänen der Regierung keine Alternative, seien eine " Bankrotterklärung der Politik".

"Ich habe das Gefühl, Schröder möchte den wirtschaftlichen Eliten gefallen. Er lässt sich von ihnen treiben und tritt dafür kräftig nach unten", sagte der Jesuitenpater in einem Interview mit dem stern. Es sei eine bittere Ironie der Geschichte, dass ein SPD-Kanzler das Lambsdorff-Tietmeyer-Papier von 1982 nicht nur umsetze, sondern noch verschärfe. "Seine Agenda 2010 ist eine Kriegserklärung an die Opfer der Krise", sagte Hengsbach. "So hat noch kein Kanzler die sozial Schwachen abgebürstet, so schroff hat noch keiner die Leute gepeitscht."

Reformzwänge mit Hinweis auf die Globalisierung lässt der Wirtschaftsethiker nicht gelten. "Globalisierung! Das ist ein Zauberwort, eine Mehrzweckwaffe, um Löhne, Steuern, Sozialabgaben zu senken. Es ist ein Wahn". Deutschland sei nicht Opfer der Globalisierung, "sondern ihr wichtigster Motor".

Es gebe, so Hengsbach im stern, eine "kollektive Verengung des Denkens". Bürgerkonvente wie "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" seien inzwischen eine "erhebliche Macht", die den politischen und öffentlichen Diskurs im Lande steuerten. "Sie sind im Kanzleramt angesehener als die Abgeordneten, die Repräsentanten unseres Volkes. Sie werten die demokratischen Einrichtungen der Bundesrepublik ab. Ihnen sind demokratische Prozesse lästig."

Harte Kritik übte der Jesuitenpater auch an den Führern der christlichen Kirchen, die Angst hätten, aus dem "Eliten-Dialog" ausgeschlossen zu werden. "Die Kirchenführer bewegen sich wie die Spitzenpolitiker und Manager in Milieus, denen Not und Arbeitslosigkeit fremd sind, die keine Ahnung haben, wie den Armen zumute ist, wie hart Millionen Bundesbürger um ein Leben in Würde kämpfen."

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