Hinzuverdienst für Frührentner Mehr Konkurrenz für Ältere

Ein Kommentar von Hans-Peter Schütz
Die FDP will das Leben von Frührentnern erleichtern - sie sollen künftig unbegrenzt hinzuverdienen können. Das ist eine sozialpolitische Wohltat. Aber nur auf den ersten Blick.

Die Diskussion, ob Frührentner künftig mehr hinzuverdienen dürfen, ist kaum sachgerecht zu führen, weil die Regierungsparteien die geplante Reform noch nicht konkretisiert haben. Im Prinzip scheint der Gedanke sozialpolitisch sinnvoll, Rentnern mehr Geld von den Nebeneinkünften zu belassen, mit denen sie ihre Frührente aufbessern. Wer geht schon gerne arbeiten, wenn er wenig davon hat.

Man muss dem Frührentner das ungerechte System erst einmal klar machen: Da sagt die Politik, er müsse bis zum 67. Lebensjahr arbeiten, wenn er die volle Rente beziehen wolle. Aber viele schaffen das gesundheitlich gar nicht und gehen - nachhaltig ermuntert durch ihren Arbeitgeber! - mit 63 und gekürzter Rente in den Ruhestand. Und wenn sie dann, sofern es die Gesundheit zulässt, sich etwas hinzuverdienen, wird es ihnen weggenommen, wenn der Betrag über 400 Euro liegt. Gekürzte Rente, gedeckelter Nebenverdienst - das ist eine doppelte Bestrafung. Insofern ist die Anhebung der Hinzuverdienstgrenze, wie es die FDP fordert, vor allem ein begrüßenswerter Versuch der Liberalen, sich sozialpolitisch adretter darzustellen.

Verlockungen für Arbeitnehmer

Aber: Menschen, die noch arbeitsfähig sind, lassen sich gewöhnlich nicht frühverrenten. Diejenigen, die es tun, sind eben nicht mehr arbeitsfähig. Und deren Probleme sind nicht durch großzügigere Zuverdienstregelungen auszugleichen. Der grundsätzliche Schwachpunkt des Systems liegt bei der Rente mit 67.

Hinzu kommt ein spezielles Problem. Noch ist unklar, zu welchen Bedingungen die Arbeitgeber künftig noch arbeitsfähige Frührentner beschäftigen dürfen. Auf jeden Fall sollen die üblichen Sozialbeiträge wie die Arbeitslosenversicherung wegfallen. Das ist für Unternehmer verlockend, denn damit sparen sie bares Geld. Das wiederum könnte sie dazu verleiten, ihre voll versicherungsflichtigen Arbeitnehmer rigoros abzuschieben, sobald sie das 63. Lebensjahr erreicht haben - und sie nachher als preisgünstige Senioren-Jobber wieder einzustellen.

Sozialpolitisches Zwielicht

So lässt sich der Fachkräftemangel, wenn es ihn denn überhaupt gibt, nicht lösen. Es entsteht vielmehr eine neue Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt für Ältere: Versicherungspflichtige gegen Jobber. Wer diesen Wettbewerb gewinnt, ist klar. Und das lässt den Vorschlag der FDP schon wieder in einem ganz anderen Licht erscheinen: im sozialpolitischen Zwielicht.