Im Streit um mehr Geld hat sich bislang noch keine Streikfront in Weiß formiert. Die Patienten blieben weitgehend von Protestaktionen verschont.
Allerdings könnte sich das in den nächsten Tagen ändern: Mehr als 30 ärztliche Verbände riefen ihre rund 100.000 Mitglieder am Montag auf, sich an Protesten zu beteiligen. "Ab sofort machen die Ärzte Dienst nach Vorschrift", sagte der Vorsitzende des NAV-Virchow-Bundes, Dirk Heinrich. Am Mittwoch würden die Ärzte für einen Tag die Praxishelferinnen abziehen.
Die Kassenärzte wollen zunächst Kassen-Anfragen eingeschränkt beantworten und keine Bonushefte zu Bonusprogrammen einzelner Krankenkassen ausfüllen. Beim Branchenführer Barmer GEK etwa nehmen rund 500.000 Versicherte am Bonusprogramm "aktiv pluspunkten" teil, bei dem es Punkte für die Teilnahme an Raucherentwöhnungskursen, Blutspendeaktionen, Ernährungskursen, Krebsvorsorge, Impfungen sowie Mitgliedschaft im Fitnessstudio gibt.
Gesundheitsminister mahnt Ärzte zur Ruhe
"Längst nicht alle Angebote müssen also beim Arzt wahrgenommen werden", sagte ein Sprecher. Sollte tatsächlich ein Arzt eine Untersuchung nicht abstempeln, werde die Kasse unbürokratisch im Sinne des Versicherten handeln.
Die Ärzte richten sich dagegen, dass sie im kommenden Jahr nur gut 270 Millionen Euro mehr Honorar bekommen sollen. Gefordert hatten sie 3,5 Milliarden Euro mehr. Die letzte Verhandlungsrunde von KBV, Kassen-Verband und unabhängigen Schlichtern hatte die KBV vorübergehend platzen lassen. Dabei sollte eine Anrechnung steigender Krankheitslasten der Bevölkerung den Ärzten weitere Hunderte Millionen Euro zusätzlich bringen.
Das Nettoeinkommen der Praxisärzte allein aus dem Topf der gesetzlichen Kassen beträgt im Schnitt 5442 Euro pro Monat.
Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) rief zur Besonnenheit auf. Ärzte und Kassen sollten den Honorarstreit beilegen: "Es wäre ein Armutszeugnis der Selbstverwaltung, wenn Ärzte und Krankenkassen hier nicht beweisen, dass sie gemeinsam die Vergütung für Ärzte regeln können."