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Berliner Abgeordnetenhaus AfD-Sieger Nerstheimer zieht nach Schmähvorwürfen Konsequenzen

Kay Nerstheimer wurde am Sonntag von der AfD als großer Sieger im Berliner Wahlkreis Lichtenberg 1 gefeiert. Dann tauchten Meldungen über fragwürdige Äußerungen und Vorlieben des Politikers auf. Nun reagierte Nerstheimer.

Drei Tage nach der Abgeordnetenhauswahl in Berlin hat sich die AfD-Fraktion konstituiert - ohne den umstrittenen Direktkandidaten Kay Nerstheimer. Der Lichtenberger Abgeordnete habe schriftlich auf seinen Platz verzichtet, erklärte der Vize-Landesvorsitzende Hugh Bronson am Mittwochabend. Nerstheimer werde voraussichtlich als fraktionsloser Abgeordneter ins Parlament gehen.

Rechtsextreme und schwulenfeindliche Kommentare von Kay Nerstheimer

Der Gewinner des AfD-Mandates im Wahlkreis Lichtenberg 1 ist umstritten, weil er 2012 Mitglied der "German Defence League" war, die als rechtsextremistisch und islamfeindlich gilt und vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Zudem fiel der gebürtige Rathenower mit rechtsextremen und schwulenfeindlichen Kommentaren sowie fragwürdigen Vorlieben in den sozialen Netzwerken auf. So bezeichnete er laut Recherchen der "Süddeutschen Zeitung" Flüchtlinge aus Syrien als "einfach widerliches Gewürm", Schwarze als "Bimbos" und über Asylbewerber schrieb er demnach, sie seien "Parasiten, die sich von den Lebenssäften des deutschen Volkes ernähren".

Im Jahr 2014 beschimpfte Nerstheimer auf Facebook Homosexuelle als "degenerierte Spezies" vor der man Kinder schützen müsse. Und schaut man sich die dort von ihm in den letzten Jahren gelikten Fotos an, so findet man neben Postings über die Nationale Volksarmee der DDR, Waffen und knapp bekleideten Frauen mit großen Brüsten auch einen Text, in dem der US-Soziologe, Holocaust-Leugner und Geschichtsrevisionist Harry Elmer Barnes, die Schuld von Adolf Hitler am Zweiten Weltkrieg verharmlost. Mittlerweile ist die Facebookseite des Politikers gelöscht.

Zu einem möglichen Parteiausschlussverfahren gegen Nerstheimer machte AfD-Landesvize Bronson keine Angaben. Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" will sich der AfD-Bundesvorstand bei seiner nächsten Sitzung im Oktober mit dem Fall befassen. Vorstandsmitglied Alice Weidel sagte dem Blatt, Äußerungen wie die von Nerstheimer schwächten die AfD. "Sollten wir derartiges Gedankengut in der Partei dulden, bekommen wir ein veritables Glaubwürdigkeitsproblem."

Die AfD, die bei der Abgeordnetenhauswahl 14,2 Prozent der Stimmen erhielt, wählte ihren Landesvorsitzenden Georg Pazderski zum Vorsitzenden. Sie umfasst 24 Abgeordnete. Die AfD ist bundesweit nunmehr in 10 der 16 Landtage vertreten.

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mad DPA

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