Landtagswahl Hessen Regiert doch, ihr linken Feiglinge!

Das kleine Einmaleins reicht, um auszurechnen, dass es in Hessen eine rot-rot-grüne Mehrheit gibt. Der Wähler wollte es so, sein Wille ist zu respektieren. Dass sich die SPD aus taktischen Gründen ziert, kann ihm schnuppe sein.

Jetzt wollen wir noch mal nachrechnen. Die SPD hat bei den hessischen Landtagswahlen 42 Sitze gewonnen. Die Grünen 9 Sitze. Die Linkspartei 6 Sitze. Macht zusammen 57 Sitze. Die absolute Mehrheit liegt bei 56 Sitzen. Also ist mit amtlicher Gewissheit festzustellen: Der linke Flügel hat eine Mehrheit. Das hat das Volk, von dem bekanntlich alle Macht im Staate ausgeht, so gewollt.

Inhaltlich passt Rot-Rot-Rrün wie "Arsch auf Eimer", um mal eine hessische Redewendung zu benutzen. Andrea Ypsilanti, Chefin der Sozialdemokraten, will den Atomausstieg, die Ganztagsschule, mehr Kita-Plätze, die Abschaffung von Studiengebühren und - auch wenn das keine Entscheidung auf Landesebene ist - den Mindestlohn. Mit diesen Forderungen rennt sie bei den Grünen und der Linkspartei Türen ein, die so sperrangelweit offen stehen, dass es schon ein bisschen zieht.

Ein Wahlhelfer namens Koch

Politiker aller Couleur beteuern gebetsmühlenhaft, es gehe ihnen allein um die Inhalte. Mit diesem Argument lehnt Andrea Ypsilanti eine große Koalition ab. Mit diesem Argument lehnt die hessische FDP eine Ampel-Koalition ab. Und mit diesem Argument lehnen die Grünen eine Jamaika-Koalition ab. Richtig so. Aber wieso soll dieses Argument nicht umgekehrt gelten, um eine rot-rot-grüne Koalition zu befürworten?

Andrea Ypsilanti würde einwenden, dass sie auch deswegen gewählt worden sei, weil sie von vornherein eine Koalition mit der Linkspartei ausgeschlossen habe. Dass diese These richtig ist, darf tunlichst bezweifelt werden. Ypsilanti hat hauptsächlich davon profitiert, dass sie einen superfleißigen Wahlhelfer namens Roland Koch hatte, der ihr mit seiner dahingerülpsten Kampagne zur Ausländerkriminalität und seiner miserablen Schulpolitik die Menschen in Scharen zugetrieben hat. In zweiter Linie hat der SPD wohl das weitverbreitete Gefühl geholfen, dass es in Deutschland sozial ungerecht zugehe. Wäre die Abgrenzung gegen die Linkspartei tatsächlich wichtig gewesen, hätte die CDU damit punkten müssen - die vor einer kommunistisch dirigierten rot-rot-grünen Volksfront warnte. Aber auch dieser Teil von Kochs Kampagne ging nach hinten los.

Beck versus Nachtflugverbot

Zahlen stimmen, Inhalte stimmen: Wieso greift Ypsilanti nicht zu? Wegen parteitaktischer Überlegungen natürlich. SPD-Chef Kurt Beck fürchtet, 2009 in einen Lagerwahlkampf getrieben zu werden, wenn er Rot-Rot-Grün jetzt zulässt. SPD-Chef Kurt Beck hegt auch die Hoffnung, die Linkspartei verschwinde einfach wieder, wenn man sie lange genug ignoriert. Außerdem finden die Genossen die Linkspartei ganz fürchterlich, weil sie ja vom Verräter Oskar Lafontaine angeführt wird. Dass sich mit derlei Überlegungen die Frage eines Nachtflugverbots am Frankfurter Flughafen lösen lässt, hat noch keiner behauptet. Aber genau um solche Fragen geht es den hessischen Wählern. Ihnen kann die Parteitaktik schnuppe sein.

Feigheit vor dem Feind zählt nicht, das weiß eine Ypsilanti, immerhin hat sie es mit Roland Koch aufgenommen. Feigheit vor dem Freund zählt noch viel weniger.