Familienministerin Lisa Paus scheitert an der Kindergrundsicherung – und manchmal an sich selbst

Lisa Paus, Bundesministerin für Familie
Lisa Paus, 55, weiß, was es heißt, mit wenig Geld aufzuwachsen. Einst hat sie in einem Kinderheim ­gearbeitet
© Sophie Kirchner / laif
Lisa Paus hat nach zwei Jahren wenige Erfolge vorzuweisen. Die grüne Familienministerin führt einen einsamen Kampf. 

Mit einem Schwung öffnet sich die Tür, hell flutet aus dem großen Büro das Licht in den dunklen Flur. In der Tür steht Lisa Paus. Die Familienministerin drückt die Schultern auf und zieht den Mund zu einem Lächeln. Neugierig wirkt sie, wie in Lauerstellung. Bereit, den nächsten Angriff abzuwehren, wenn es sein muss.

Paus gießt Wasser ein. Blaugrüne Hocker mit Lehnen stehen um einen Tisch. Als Paus später ihre Beine überschlagen will, ist ein Hocker im Weg. Sie dreht ihn unwirsch zur Seite.

Ein Montag im Juli, und es läuft nicht gut für die Ministerin. Die Spitzen der Koalition haben sich auf einen Haushalt verständigt, doch auch im finalen Jahr der Ampel bleiben von einem Projekt nur Bruchstücke: der Kindergrundsicherung. Das Vorhaben der Ministerin wird in großen Teilen scheitern. Auch wenn sie das nie zugeben würde.

Dabei ist die Kindergrundsicherung ­natürlich nicht irgendein Projekt. Sie ist das wichtigste sozialpolitische Ansinnen der Grünen, fest verankert im Koalitionsvertrag 2021. Mit ihr steht und fällt die Bewertung, ob die Grünen gesellschaftspolitisch mehr können als Umwelt- und Klimapartei. Es sieht nicht gut aus.

Erschienen in stern 31/2024