Merkel-Double "Frau Merkel hat mein Leben verändert"

Die Lübeckerin Susanne Knoll ist als Merkel-Double heiß begehrt. Nach der Wahl ist ein Treffen mit der CDU-Chefin geplant, gewählt wird aber SPD.

Seit Angela Merkel neue Farben trägt, hat Susanne Knoll ein Problem. "Ich suche dringend zwei Blazer in apricot und in rosa, aber ich habe noch nichts gefunden", klagt die 46-Jährige, die als einziges Merkel-Double Deutschlands arbeitet. Ihren Job nimmt die Lübeckerin ernst. "Ich weiß alles über Frau Merkel, sie hat mein Leben völlig verändert", sagt sie. Ihre Garderobe ist fast komplett, und wenn die Kanzlerkandidatin eine neue Frisur hat, dann reagiert Knoll umgehend. "Mein Friseur sammelt ständig Fotos, um auf dem neuesten Stand zu sein", sagt Knoll.

Ihre Karriere als Merkel-Double begann vor zwei Jahren auf einer Party, als sie von einem Event-Manager angesprochen wurde. "Der sagte mir, ich würde ja wie Angela Merkel aussehen, besonders charmant fand ich das eigentlich nicht." Nach einigem Zögern entschloss sie sich, es mal mit dem Double-Job zu probieren. Und seit die CDU-Chefin zur Kanzlerkandidatin gewählt wurde, ist Knoll gefragt wie ein Star. "Hier klingelt ständig das Telefon. Ich werde zu Fernsehshows eingeladen, zu Messen oder Firmenjubiläen, ich habe eine Statistenrolle in einem Spielfilm, mein Terminkalender ist voll."

"Am schwierigsten ist ihre Sprache, dieses leichte Lispeln"

Bei ihren Auftritten überlässt Knoll nichts dem Zufall. "Ich übe ihren Gang, ihre Gestik, aber am schwierigsten ist ihre Sprache, dieses leichte Lispeln", sagt sie. Merkels Reden lernt sie auswendig, und jeder Auftritt soll so perfekt wie möglich sein. "Für mich ist die Darstellung von Frau Merkel eine echte Herausforderung, und ich habe offenbar Talent, das hätte ich vorher nie gedacht", sagt die dreifache Mutter.

Sobald die Doppelgängerin ihr Lübecker Reihenhaus verlässt, sorgt sie für Verwirrung. "Die Leute sprechen mich an, tuscheln oder schauen hinter mir her." Oft sage man ihr, wie sympathisch sie doch sei, ganz anders als im Fernsehen. Dass sie größer sei als Merkel und nicht blaue, sondern grüne Augen habe, falle den Leuten gar nicht auf. "Viele glauben tatsächlich, ich sei es wirklich, das ist echt verrückt."

Treffen erst nach der Wahl

Persönlich begegnet ist die Doppelgängerin dem Original noch nicht. Zwei erhoffte Treffen in Berlin und in Lübeck scheiterten kurzfristig. Doch soll es eine Zusammenkunft geben. "Das hat die CDU signalisiert, aber erst nach der Wahl, man wolle nicht als Spaßpartei erscheinen", berichtet Knoll. Ihre bisherige Erfahrung mit der Union fand sie allerdings nicht so toll. "Bei einem Ortsverein in Schleswig-Holstein musste ich den Gästen ein Glas Sekt überreichen, und einige Worte mit ihnen wechseln", sagt sie. Das sei eher peinlich gewesen. Auch bei der SPD ist Knoll gefragt. Hier steht ihr der erste Auftritt bei einem Ortsverein in Bielefeld am 30. August bevor.

Was Knoll am 18. September macht, weiß sie noch nicht. Sollte Merkel nicht Kanzlerin werden, sei das nicht schlimm. "Ich werde jedenfalls SPD wählen", sagt sie. Und was ihre eigene Zukunft angeht, ist Knoll optimistisch. "Ich mache den Merkel-Job so lange es mir Spaß macht. Und vielleicht gehe ich ja selbst in die Politik. Ich kann diskutieren und überzeugen, das hat man mir bestätigt."

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Manfred Rolfsmeier/AP